30 Mai 2023

Rückblick: Salzburger Festspiele Pfingsten 2023

Das waren die Salzburger Festspiele Pfingsten 2023

Mit einer hervorragenden Publikumsresonanz bei einer Auslastung von 98 Prozent gingen die Salzburger Festspiele Pfingsten 2023 zu Ende. Den Mythos von Orpheus und dessen Gang in die Unterwelt stellte Kammersängerin Cecilia Bartoli als Künstlerische Leiterin ins thematische Zentrum, mit einer Hommage an Daniel Barenboim erwies sie zudem einem ihrer engsten künstlerischen Freunde und großen Förderer anlässlich dessen runden Geburtstags Reverenz.

„Als wir im vergangenen Jahr inmitten vieler Unwägbarkeiten, angelehnt an Descartes, das Programm der diesjährigen Salzburger Festspiele Pfingsten verwegen ,Les passions de l’âme‘ nannten, konnten wir uns nicht im Geringsten vorstellen, wie stark die verschiedenen Fassungen des Orpheus-Mythos mit Fusionen von Tanz, Instrumentalmusik, Gesang und filigranem Puppenspiel das gemeinsame Musizieren mit geliebten Freundinnen, Freunden und Weggefährten unsere Seele tatsächlich bewegen, begeistern und vor allem beflügeln würden. Wir sind zutiefst geehrt und dankbar, dass ein sehr breites Publikum uns mit unvermindertem Interesse in ausverkauften Vorstellungen folgt. Für mich ist dies ein weiterer Beweis, dass Musik, und Kunst ganz allgemein, unserer Seele stärkende Nahrung gibt, in schwierigen, wie in freudigen Zeiten. Dies sind die Vibrationen, die wir auf der Bühne ebenso wie Sie im Saal verspüren, wenn wir gemeinsam und vor allem live eine Aufführung erleben“, sagt die Künstlerische Leiterin Cecilia Bartoli über die diesjährigen Salzburger Festspiele Pfingsten.

„Wieder einmal hat Cecilia Bartoli es verstanden, Maßstäbe allerhöchster künstlerischer Qualität zu setzen. Mit ihrem klug durchdachten Programm ist es ihr erneut meisterhaft gelungen, stilistische Vielfalt in einem fein gesponnenen thematischen Gesamtkonzept zu präsentieren. Ihre unverwechselbare Handschrift ist seit vielen Jahren untrennbar mit den Pfingstfestspielen verbunden, wir schätzen uns glücklich, sie an unserer Seite zu haben“, resümiert Intendant Markus Hinterhäuser.

„Der immense Zuspruch unseres Publikums aus 48 Ländern zeugt vom außergewöhnlichen Stellenwert, den Cecilia Bartoli in der Kunstwelt genießt. Dieser wird durch die Verleihung des Berufstitels österreichische Kammersängerin noch unterstrichen. Wir freuen uns mit ihr und sind dankbar für viele berührende Momente, die sie uns auch in diesem Jahr geschenkt hat. Die Salzburger Festspiele Pfingsten sind eine wichtige Säule unseres Erfolges, sowohl künstlerisch wie auch kommerziell bilanziert Festspielpräsidentin Kristina Hammer.

„Unser Dank für die künstlerisch und kaufmännisch so erfolgreichen Pfingstfestspiele 2023 gilt Cecilia Bartoli, allen beteiligten Künstlerinnen und Künstlern sowie unserem Festspielteam – vor, auf und hinter der Bühne. Die Salzburger Festspiele Pfingsten als weltweiter Publikumsmagnet sind für uns Auftrag und Motivation zugleich, den eingeschlagenen Weg in Richtung Festspielbezirk 2030 konsequent zu verfolgen, um das hohe Anforderungsniveau an unsere Spielstätten dauerhaft sichern zu können“ sagt der Kaufmännische Direktor Lukas Crepaz.

Rund 12.050 Gäste sind zu den Salzburger Festspielen Pfingsten 2023 gekommen. Österreich, Deutschland, die Schweiz, Frankreich, USA, Italien, Großbritannien, Spanien, Niederlande und Japan waren die 10 zahlenmäßig am stärksten vertretenen von insgesamt 48 Nationen.

Im Pressebüro waren 70 Journalist·innen akkreditiert, die Beiträge für 16 Länder verfassen. Neben Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, Frankreich und weiteren europäischen Ländern publizieren diese Medien in Nord- und Südamerika, Japan und Australien.

Den Auftakt bildete die umjubelte Neuproduktion von Christoph Willibald Glucks Orfeo ed Euridice in der Regie von Christof Loy. Bereits zum zweiten Mal nach der erfolgreichen Ariodante von 2017 arbeitete er mit Cecilia Bartoli und Gianluca Capuano bei den Pfingstfestspielen zusammen. Tänzerische Elemente ließ er in der Parma-Fassung von 1769 mit der Opernhandlung verschmelzen, beim Bühnenbild ließ er sich von Reminiszenzen an die Festspielgeschichte inspirieren. Dass seine Inszenierung ins Schwarze traf, bewies der frenetische Applaus des Publikums.

Cecilia Bartoli als Orfeo, Mélissa Petit in der Rolle der Euridice und Madison Nonoa als Amore glänzten als Solistinnen. Gefeiert wurden auch die Tänzer·innen sowie Les Musiciens du Prince – Monaco und Il Canto di Orfeo unter der musikalischen Leitung von Gianluca Capuano. Für ihre herausragenden künstlerischen Verdienste wurde Cecilia Bartoli im Anschluss auf offener Bühne von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer der Berufstitel Österreichische Kammersängerin verliehen, unter stehenden Ovationen nahm sie die Auszeichnung entgegen.

Die Rolle der Euridice sang Cecilia Bartoli in der konzertanten Aufführung von Joseph Haydns Oper L’anima del filosofo. Wie sehr sich ihr Einsatz für dieses selten gespielte Werk lohnte, konnte man in der Felsenreitschule erleben. Neben Cecilia Bartoli wurden Thomas Hampson (Creonte), Rolando Villazón (Orfeo) und Mélissa Petit (Genio) vom Publikum gefeiert.

Mit großem Beifall wurde auch der Auftritt des Hamburg Ballett bedacht. In der Choreografie und Regie von John Neumeier wurde Glucks Orphée et Eurydice, seine französische Fassung des Orpheus-Stoffs, als meisterhafte Verbindung der Kunstformen Ballett und Oper im Großen Festspielhaus aufgeführt. Den Sänger·innen und Tänzer·innen gelang eine eindringliche Darstellung mit zeitgenössischen Bezügen. Herausragende Gesangsleistungen und vollendete Tanzästhetik boten Maxim Mironov und Edvin Revazov (Orphée) sowie Andriana Chuchman und Anna Laudere (Eurydice). Die Camerata Salzburg und der Bachchor Salzburg unter der musikalischen Leitung von Yazuki Kamada öffneten die groß besetzten Klangräume.

Einen Bogen zu den Anfängen der Gattung Oper spannte im Haus für Mozart Claudio Monteverdis L’Orfeo – ein Werk, das auch zu Salzburg einen historischen Bezug aufweist: 1614, noch zu Lebzeiten des Komponisten wurde es im Carabinieri-Saal der Residenz erstmalig außerhalb Italiens aufgeführt. In einer besonderen Form der Zusammenarbeit mit der seit 200 Jahren bestehenden Mailänder Marionettenkompanie Carlo Colla & Figli kam es im Haus für Mozart zur Aufführung, mit beeindruckender Kunstfertigkeit erweckten die italienischen Puppenspieler·innen die Handlung zum Leben. Ihr beeindruckendes instrumentales Können stellten die Musiker·innen von Les Musiciens du Prince – Monaco unter Beweis.

Musik von Schubert in erlesenem kammermusikalischem Rahmen gab es bei der von Cecilia Bartoli eigens zu Ehren von Daniel Barenboim geplanten Schubertiade zu hören: Gemeinsam mit Lang Lang trug Cecilia Bartoli ausgewählte Lieder vor, das Klavierduo Lucas und Arthur Jussen spielte vierhändige Klavierwerke. Il Canto di Orfeo sang unter der musikalischen Leitung von Gianluca Capuano.

Zum diesjährigen Abschluss der Pfingstfestspiele hielt die Benefizgala Hommage Daniel Barenboim musikalische Glanzpunkte bereit. Mit Cecilia Bartoli, Martha Argerich, Sonya Yoncheva, Rolando Villazón, Lang Lang und Plácido Domingo erwiesen langjährige künstlerische Wegbegleiter·innen Daniel Barenboim anlässlich seines im vergangenen Jahr gefeierten 80. Geburtstags eine besondere Ehre. Mit ihnen musizierte das Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino unter der Leitung von Zubin Mehta. Zur großen Freude des Publikums ließ Daniel Barenboim es sich nicht nehmen, die zweite Konzerthälfte zu dirigieren und den Klavierpart in Mozarts Rezitativ und Arie „Ch’io mi scordi di te?“ – „Non temer, amato bene“ für Sopran, obligates Klavier und Orchester KV 505 zu übernehmen.

Im Sommer wird die szenische Produktion Orfeo ed Euridice wiederaufgenommen: Premiere ist am 4. August 2023.
Weitere Vorstellungen: 7., 9., 12. und 14. August im Haus für Mozart.

Die Salzburger Festspiele Pfingsten 2024 finden von 17. bis 20. Mai statt. Das Programm wird während der diesjährigen Salzburger Festspiele veröffentlicht.