Kleine Helden, große Bühne
Über Mut, eine Freundschaft mit Außerirdischen und flüsternde Berge: das bunte Programm von „jung & jede*r“.

„Von Anfang an dem Besten aussetzen“, das wolle man bei den Salzburger Festspielen das Nachwuchs-Publikum. Die Jugendschiene „jung & jede*r“ hat dafür heuer drei Produktionen mit 58 Vorstellungen zu bieten sowie Schulworkshops und Vermittlungsangebote. 6000 Tickets wurden für das junge Publikum aufgelegt. Außerdem gibt es Festspielpatenschaften und Operncamps, um den Zuschauer-Nachwuchs anzulocken.
Als Opernproduktion bringt man „Musketiere!“. David Bösch, der auch das Libretto verfasst hat, inszeniert eine moderne Fassung der altbekannten Geschichte, in der zwar „einer für alle und alle für einen“ einstehen, die Konstellation aber eine andere ist als gewohnt. „Die Grundlage ist das alte Epos und man wird gewisse Figuren wiedererkennen, aber dann doch auf neue Art, wenn beispielsweise D’Artagnan ein Mädchen ist“, sagt Ursula Gessat, Leiterin von „jung & jede*r“. Das furchtlose Kind, das den Namen des berühmten Kämpfers trägt, lehnt sich mit einem vorwitzigen Pferd und dem Tollpatsch Portos – alle drei selbst ernannte Musketiere – gegen die Kardinälin Richelieu und den selbstverliebten König auf. Mit „Musketiere!“ will man vermitteln, so Gessat, „dass jede und jeder etwas kann, das der ganzen Gruppe hilft, dass in einer Gemeinschaft alle füreinander da sind, um gemeinsam gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen – und dass sich Mut auszahlt“.

Mit anderen Augen. Sebastian Schwab hat die Oper für Kinder, die am 25. Juli im Schauspielhaus Salzburg zur Uraufführung kommt, für ein zwölfköpfiges Orchester als Auftragswerk der Salzburger Festspiele und der Wiener Staatsoper komponiert. Es singen und spielen Teilnehmende des Young Singers Project und der Angelika Prokopp Sommerakademie der Wiener Philharmoniker. Dirigentin Yura Yang hat die musikalische Leitung inne, sie schwärmt von „einer neuen Klangwelt mit vielen Farben und tollen Rhythmen“. Sie liebe es, wenn Kinder „nicht so kompliziert denken wie wir, was heutige Musik betrifft. Für sie ist egal, ob wir eine zeitgenössische Oper oder eine von Mozart aufführen. Sie betrachten das mit anderen Augen – und das bewundere ich“. Sie sei sich sicher, „dass das Stück die Kinder ansprechen wird“. Später wird die Koproduktion mit der Wiener Staatsoper in die Bundeshauptstadt übernommen.

Aus der Einsamkeit. Um Gemeinschaft geht es auch in dem Schauspiel für Kinder von Sibylle Berg „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“, das im August zur Premiere kommt. Das Stück, in dem sich ein einsames Kind mit einem Außerirdischen anfreundet, drehe sich auch um den „Anfang des Erwachsenwerdens“. Und vor allem zeige man, sagt Dramaturgin Maria Leitgab, „Mittel und Wege, wie man aus Einsamkeit herausfinden kann“. Es gehe darum, „von Lebensrealitäten der Kinder und Jugendlichen zu erzählen“.
Doch nicht nur in die Themen will man die jungen Menschen einbeziehen, sondern auch in die Stückentwicklung. „Berge flüstern laut“ heißt jene Premiere, in der Salzburger Sagen und Mythen mit Blockflöten, Geige und Stimme auf die Bühne gebracht werden. Man gehe „der Frage nach der Identitätsbildung durch alte Geschichten und einer möglichen Neuinterpretation auf den Grund“, heißt es vonseiten der Festspiele. „Wir wollten wissen, inwiefern junge Menschen Sagen und Bräuche überhaupt noch kennen, und haben in Workshops versucht herauszufinden, was diese für den Alltag der Schülerinnen und Schüler noch bedeuten“, sagt Regisseurin Elli Neubert. Auch habe man „gefragt, welche Fantasiewesen sie aus Filmen kennen, damit sie andocken können“. In „Berge flüstern laut“ soll spürbar werden, „wie in Sagen versucht wurde, über die Natur Dinge zu erklären, die im Leben passieren. Durch die Idee der beseelten Natur kriegt diese auch etwas Magisches. Und man lernt, respektvoll mit der Umwelt umzugehen“. Über die Neuerzählungen und Umdichtungen „werden wir einen Zugriff finden, um diese alten und teils auch grausamen Geschichten gut zu erzählen“. Dazu kommt die Musik von Matteo Haitzmann, die „eine atmosphärische Welt entfaltet“, wie Dramaturgin Maria Leitgab beschreibt. Mitwirken werden Franca Luisa Burandt, Haitzmann selbst und Anne-Suse Enßle.
Zuerst erschienen am 31.05.2025 in Die Presse Kultur Spezial: Salzburger Festspiele
Text: Theresa Steininger