ORFEO ED EURIDICE
Schon früh haben sich die Schöpfer des Musiktheaters den Mythos vom thrakischen Sänger Orpheus zu eigen gemacht, der Eurydike ins Jenseits folgt, um sie mithilfe seines Gesanges aus der Unterwelt zurückzugewinnen. Glucks Oper Orfeo ed Euridice konzentriert sich – trotz des Titels – auf eine einzelne Figur: Orfeo. Das Werk zeigt einen Künstler in seiner Einsamkeit, für den der Tod einer geliebten Person zum zentralen Thema wird. Dabei stellt Gluck seine Musik ganz in den Dienst des dramatischen Ausdrucks.
Eine wichtige Rolle nimmt in Orfeo ed Euridice der Tanz ein, was eine Personalunion von Regisseur und Choreografen nahelegt. Tanz darf im Sinne von Christof Loy aber keinesfalls als Fremdkörper gesehen werden: Die Grenzen zwischen Tanz und Text, Musik und Bewegung müssen fließend sein. Diesen Gedanken betont auch die Bühne, die einen Weg evoziert, der immer wieder von Neuem beginnen könnte.
Der Neuproduktion liegt die Parma-Fassung der Oper von 1769 zugrunde, für die Gluck die dreiaktige Struktur der Wiener Erstfassung eliminierte und die Szenen zu einem Akt zusammenfügte. Dem Gedanken der Einheit folgt die Inszenierung auf mehreren Ebenen, wobei das Dilemma Orfeos so pur wie möglich erscheinen soll, um das Innere aller Zuschauer·innen zu treffen und Identifikationsmöglichkeiten zu bieten.