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Der Konzertsommer bei den Salzburger Festspielen – im Fokus: Pierre Boulez und Dmitri Schostakowitsch

© SF/Marco Borrelli

Neben Pierre Boulez, dem richtungsweisenden Sensualisten, dem poetischen Revolutionär – ihm ist eine Konzertreihe anlässlich des 100. Geburtstags gewidmet –, steht einmal mehr die Kunst im Angesicht gesellschaftlicher, politischer und individueller Verwerfungen im Fokus des Konzert­programms, und zwar in der Person von Dmitri Schostakowitsch, der vor 50 Jahren, am 9. August 1975, verstarb. Der russische Komponist, Pianist und Pädagoge litt sein Leben lang unter den Zwängen, Bedrohungen und Verfemungen seines Heimatlandes. Doppelte Böden und geheime Botschaften unterliefen das, was der Sozialistische Realismus in Stil und Inhalt offiziell verlangte. An seinen stärksten Werken erweist sich bis heute, wie mutig, risikobereit und widerständig Dmitri Schostakowitsch letztlich geblieben ist – und wieviel seine Musik über uns und unsere Gegenwart aussagt.

Über Jahrzehnte verband Pierre Boulez eine innige Beziehung mit Salzburg, wo sich auch die intensive musikalische Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern entspann. In einer Konzert-Hommage gedenken die Salzburger Festspiele seinem Wirken als Komponist und Dirigent. „Er wollte Musik schaffen, in der sich Intellekt und Emotion gleichermaßen mitteilten, in der die Schönheit berechnet und der Verstand verspürt werden konnten.“ – Dem lässt sich in den Konzerten des Salzburger Festspielsommers ebenso nachhören wie der klangvollen Macht des Schicksals.

Ausgehend von der – auch in den Opernwerken gestellten – Frage nach der Willensfreiheit des menschlichen Handelns sind in der diesjährigen Ouverture spirituelle Werke programmiert, in der der schicksalshaften Determiniertheit unseres Handelns nachgespürt wird. In tragischen Schicksalsmusiken, klangvollen Weissagungen und chorischen Beschwörungen wird die göttliche Bestimmung musikalisch ausgelotet, werden Auflehnung und Verrat thematisiert, wird von fatalen Verstrickungen erzählt und das individuelle Fatum sowie das Los ganzer Völker beleuchtet.

Dazu kommen wieder die berühmtesten Orchester und besten Solist·innen an der Salzach zusammen – an ihrer Spitze die Wiener Philharmoniker, die in den traditionellen fünf Salzburger Konzertprogrammen mit Andris Nelsons den 2018 begonnenen Mahler-Zyklus fortsetzen. Riccardo Muti dirigiert Schubert und Bruckner. Yannick Nézet-Séguin leitet die Aufführung eines reinen Wagner-Programms. Franz Welser-Möst programmiert Werke von Weinberg und Bruckner. Und zum Auftakt gibt Lorenzo Viotti mit Strawinskys Opern-Oratorium Oedipus Rex und Tschaikowskis Vierter sein Salzburger Debüt am Pult der Wiener Philharmoniker. Ihnen folgen Ensembles etwa aus Deutschland, Frankreich, Monaco, den Niederlanden und Spanien sowie heraus­ragende Künstlerpersönlichkeiten.

Zuerst erschienen in der Festspielbeilage der Salzburger Nachrichten

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