Solisten und ihre Konzerte
Bekannte und neue Größen widmen sich Lieblingsstücken und solchen, die es vielleicht noch werden.
Sind es Lieblingsstücke? Solche, die sie schon oft gespielt haben? Oder probieren die Künstlerinnen und Künstler gern etwas Neues aus? Bei der Vielfalt, die die Solistenkonzerte der Salzburger Festspiele heuer präsentieren, stellt man sich Fragen wie diese – und natürlich lässt sich in jedem Konzert etwas anderes bejahen. Igor Levit wird bei seinem Solistenkonzert Bachs „Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll“ ebenso zu Gehör bringen wie Johannes Brahms’ „Sechs Klavierstücke op. 118“. Levit, der als „Artist of the Year 2020“ der Gramophone Classical Music Awards und als „Recording Artist of the Year 2021“ von Musical America ausgezeichnet wurde, interpretiert außerdem Ludwig van Beethovens „Symphonie Nr. 7“ in der Bearbeitung für Klavier von Franz Liszt.
Pianistengrößen. András Schiff hat sich als Motto seines Solistenkonzerts „Sonata quasi una Fantasia – Fantasia quasi una Sonata“ gestellt. Er wird Werke von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Wolfgang A. Mozart, Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann bringen. Solche von Johann Sebastian Bach hat sich auch Grigory Sokolov für sein Konzert bei den Salzburger Festspielen vorgenommen, weitere Komponisten, die er vorstellen möchte, sind Frédéric Chopin und Robert Schumann. Pierre-Laurent Aimard huldigt in seinem Konzert dem vor 150 Jahren geborenen Arnold Schönberg. Die „Drei Klavierstücke op. 11“ des Jahresregenten wird er ebenso präsentieren wie „Sechs kleine Klavierstücke“, „Klavierstück op. 33a und b“, „Fünf Klavierstücke op. 23“ sowie die „Suite für Klavier op. 25“. Dazu kommen unter anderen Alexander Skrjabins Sonate Nr. 9 „Schwarze Messe“, Maurice Ravels „Gaspard de la nuit“, Robert Schumanns „Gesänge der Frühe“ sowie zum krönenden Abschluss Maurice Ravels „Le Tombeau de Couperin“. Eine große Bandbreite wird auch Evgeny Kissin zu Gehör bringen, der sich Ludwig van Beethovens „Sonate für Klavier Nr. 27 e-Moll“, Frédéric Chopins „Nocturne fis-Moll“ und dessen „Fantasie f-Moll“ sowie Johannes Brahms’ „Vier Balladen op. 10“ und Sergej Prokofjews „Sonate für Klavier Nr. 2 d-Moll“ vorgenommen hat.
Wer wie andere der Kollegen, die heuer auftreten, solistischen Konzerten immer schon einen wichtigen Platz in seinem künstlerischen Schaffen eingeräumt hat, ist Arcadi Volodos: Er wird Franz Schuberts „Sonate für Klavier a-Moll“, Robert Schumanns „Davidsbündlertänze“ sowie Franz Liszts „Ungarische Rhapsodie a-Moll“ spielen, zu Letzterer hat er selbst eine Fassung erstellt.
Preisgekrönter Newcomer. Den erfahrenen Pianisten, die heuer in Salzburg auftreten werden, steht ein Newcomer gegenüber – jedoch einer, der schon viel von sich reden machte: Alexandre Kantorow. Er ist Jahrgang 1997 und gewann bereits im Alter von 22 Jahren 2019 den Ersten Preis und die Goldmedaille beim renommierten Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau. Im selben Jahr erhielt er den französischen Kritikerpreis Révélation Musicale de l’année. 2020 folgten zwei Victoires de la Musique Classique für die „Aufnahme des Jahres“ und als „Instrumentalsolist des Jahres“. Bei seinem Konzert im Rahmen der Salzburger Festspiele wird er sich nun mit Johannes Brahms’ „Rhapsodie h-Moll“, Franz Liszts „Chasse neige“ und „Vallée d’Obermann“, Béla Bartóks „Rhapsodie op. 1“ und der „Sonate für Klavier Nr. 1 d-Moll“ von Sergej Rachmaninow vorstellen. Außerdem hat er Johann Sebastian Bachs „Chaconne“ aus der Partita Nr. 2 in der Bearbeitung von Brahms ausgewählt.
Das abschließende im Reigen der Solistenkonzerte interpretiert Daniil Trifonov, der sich Jean-Philippe Rameaus „Suite a-Moll“ aus „Novelles Suites de pièces de clavecin“ ebenso widmen wird wie Mozarts „Sonate für Klavier F-Dur“. Zum Abschluss bringt der Musiker, der im Jahr 2019 vom Magazin „Musical America“ als „Künstler des Jahres“ ausgezeichnet wurde und 2018 seinen ersten Grammy Award bekam, Mendelssohn Bartholdys „Variations sérieuses“ sowie Ludwig van Beethovens „Hammerklaviersonate“ zur Aufführung.
Abseits der Klaviersolo-Abende gibt es zwei weitere besondere Solistenkonzerte: Eines präsentieren die Sopranistin Anna Prohaska und die Geigenvirtuosin Patricia Kopatchinskaja mit den „Kafka-Fragmenten für Sopran und Violine“ von György Kurtág. In dem anderen lassen Anne-Sophie Mutter und Lambert Orkis am Klavier Werke von Mozart und Schubert hören. Mutter und ihr langjähriger Rezital-Partner, der seit 1988 mit ihr auftritt, spielen auch eine Sonate von Ottorino Respighi sowie Clara Schumanns „Drei Romanzen“.
Theresa Steininger
Zuerst erschienen am 11.05.2024 in Die Presse Kultur Spezial: Salzburger Festspiele