3 Apr 2023

Jedermann 2022 | Stream

Erstausstrahlung des Jedermann 2022

In der Inszenierung von Michael Sturminger aus dem Jahr 2022 stehen Lars Eidinger und Verena Altenberger als Jedermann und Buhlschaft auf der Bühne des Domplatzes. Diese gefeierte Version des Klassikers, voller Emotionen und Leidenschaft, wird nun für Sie zuhause zugänglich.

Die Erstausstrahlung des Jedermann 2022 wird am Karsamstag, den 8. April 2023, um 20:15 auf 3sat übertragen.
Dazu ist ein Stream online 30 Tage lang hier verfügbar.

Informationen zur Inszenierung

Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes

Nach mehr als 700 Vorstellungen in einem Jahrhundert ist der Jedermann noch immer zentraler Bestandteil der DNA der Salzburger Festspiele und schreibt seine Historie in einem fort: ein singulärer Vorgang im deutschsprachigen Theater.

Konzipiert als Wiederbelebung einer mittelalterlichen Moralität nach dem Vorbild des englischen Everyman, angereichert durch Hecastus von Hans Sachs und andere Quellen, schreibt Hofmannsthal über Jahre in einem Europa der kulminierenden Konflikte an seinem Jedermann – im Kopf immer eine mögliche Umsetzung durch Max Reinhardt. „Sein eigentlicher Kern offenbarte sich immer mehr als menschlich absolut, keiner bestimmten Zeit angehörig, nicht einmal mit dem christlichen Dogma unlöslich verbunden; nur dass dem Menschen ein unbedingtes Streben nach dem Höheren, Höchsten dann entscheidend zu Hilfe kommen muss, wenn sich alle irdischen Treu- und Besitzverhältnisse als scheinhaft und löslich erweisen, ist hier in allegorisch-dramatische Form gebracht, und was gäbe es Näheres auch für uns?“ Die thematische Rückführung, die Hofmannsthal hier beschreibt und die weder zeitlich noch dogmatisch gebunden ist, bildet das ideologische Kraftzentrum des Jedermann.

Ich habe mich beim Erarbeiten der Textfassung ganz an das Hofmannsthal’sche Original gehalten und suche mit dem Ensemble nicht nach dem Eingängigen, Vertrauten des Stückes, sondern nach den Schwierigkeiten, dem Sonderbaren, Verborgenen, Fremden, auch auf der sprachlichen Ebene. Wir haben uns in der Vorbereitung der Produktion dagegen entschieden, den Stoff in der Sicherheit einer konkreten Zeit und eines realistischen Settings abzubilden. Wir gehen das Wagnis ein, eine offene, vieldeutige Welt in einer undefinierten Zeit zu schaffen, die aus assoziativen, manchmal träumerisch rätselhaften Bildern entsteht und dabei manche mit dem Jedermann verbundenen Sehgewohnheiten über Bord wirft. Wir zeigen die durch die Zeit wandernde Arbeit an der Inszenierung des Jedermann als work in progress, als ewige Dombaustelle, in einer kühnen Mischung von Historie und Gegenwart.

Anstelle des gegenwärtigen Kapitalisten, dessen strukturelle Brutalität ausgestellt wird, erleben wir Jedermann als einen Renaissancefürsten, der das Recht des Stärkeren noch ganz wörtlich auslegt, der in dieser Setzung kein festes Sicherheitsnetz hat, sich selbst und sein Handeln dauernd in Frage stellt und dessen Scheitern deshalb von Anfang an im Raum steht. Das ist ein Mensch, der neugierig darauf ist, wie weit er gehen kann, der jeden Gedanken auf die Spitze treiben will. Er wird nicht aus einer Sicherheit gerissen, sondern eher aus einer erfolgreichen Zuspitzung seines Lebens. So, wie Lars Eidinger ihn spielt, erlebe ich einen Jedermann, der alles riskiert, auf alles reagiert, der damit immer gut gefahren ist und glaubt, das gehe ewig so weiter. Immer hat er noch ein Ass im Ärmel, wie ein Shakespeare’scher König oder ein Kinderzimmersuperheld, der sich stets aufs Neue in eine aussichtslose Situation bringt, um glorios aus ihr herauszufinden. – Doch nun ist seine Zeit, ist sein Weg zu Ende.

Nach seiner Todeserfahrung begegnen Jedermann in den Figuren, die er trifft, alptraumartige Spiegelungen seines bisherigen Lebens. Seine üblichen Strategien helfen nicht mehr, immer mehr muss er einsehen, dass er mit seinen Tricks am Ende ist, immer tiefer wird sein Fall, bis er am Schluss auch auf physisch brutale Art einsehen muss: Wehr dich nicht mehr, nimm diesen, deinen Tod an.“

Michael Sturminger

Team

LEADING TEAM
Michael Sturminger Regie
Renate Martin, Andreas Donhauser Bühne und Kostüme
Wolfgang Mitterer Komposition
Hannes Löschel Musikalische Leitung
Urs Schönebaum Licht
Dan Safer Choreografie
Angela Obst Dramaturgie

BESETZUNG
Edith Clever Tod
Lars Eidinger Jedermann
Angela Winkler Jedermanns Mutter
Anton Spieker Jedermanns guter Gesell
Jörg Ratjen Ein armer Nachbar
Mirco Kreibich Ein Schuldknecht / Mammon
Anna Rieser Des Schuldknechts Weib
Verena Altenberger Buhlschaft
Gustav Peter Wöhler Dicker Vetter
Tino Hillebrand Dünner Vetter
Kathleen Morgeneyer Glaube
Mavie Hörbiger Gott / Teufel
Theresa Dlouhy, Fabian Düberg, Claire Gascoin, Paula Jeckstadt, Skye MacDonald, Maximilian Paier, Katharina Rose Spielansage / Nachbarn / Tischgesellschaft / Werke

ENSEMBLES
Ensemble 021
Barbara Erdner Violine / Bratsche
Antonia-Alexa Georgiew Violine
Ana Percevic Violoncello
Gernot Haslauer Kontrabass
Walter Singer Kontrabass (7.8.)
Philipp Schiepek Gitarre
Lorenz Widauer Trompete
Robert Kainar Perkussion
Michael Mitterlehner Perkussion (14.8.)
Hannes Löschel Keyboard

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Fotos und Videos

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