Dmitri Schostakowitsch, Backstage © Sovfoto / UIG / Bridgeman Images

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Was wissen schon die anderen vom Leben in einer Diktatur? — Biografie und Schaffen von Dmitri Schostakowitsch evozieren unangenehme Ahnungen, gewähren beklemmende Einblicke, lassen hinter offizielle Fassaden lauschen.

1906 noch als Untertan des Zaren in Sankt Petersburg geboren, begann er mit 13 Jahren sein Musikstudium. Als er es 1925 abschloss, hieß seine Heimatstadt bereits Leningrad und war nach der Revolution zu einem pulsierenden Zentrum des internationalen Musiklebens der jungen Sowjetunion im Zeichen der Avantgarde geworden. Rasch errang der junge Schostakowitsch Erfolge in Europa, Nord- und Südamerika: der Beginn einer vielversprechenden Komponistenkarriere.

Doch dann begann der stalinistische Terror. 1936 wurde seine bis dahin gefeierte Oper Lady Macbeth von Mzensk in einem Artikel in der Prawda als „betont disharmonische, chaotische Flut von Tönen“ diffamiert. Schlagartig sah sich Schostakowitsch in seiner künstlerischen und menschlichen Existenz bedroht: Monatelang verbrachte er, ein Freund bereits hingerichteter „Volksfeinde“, die Nächte angekleidet und mit einem gepackten Koffer bei der Hand, in Erwartung seiner Verhaftung. Er blieb jedoch verschont — und selbst eine zweite Maßregelung 1948 konnte er überstehen. Das Regime missbrauchte ihn als Aushängeschild der Sowjetkunst im Ausland und setzte ihn zu Hause erheblich unter Druck — bis hin zum Eintritt in die Kommunistische Partei 1960.

Schostakowitschs Schaffen bedeutet unter diesen Zwängen, Bedrohungen und Verwerfungen einen ewigen Grenzgang: Doppelte Böden und geheime Botschaften unterliefen das, was der Sozialistische Realismus in Stil und Inhalt offiziell verlangte. An seinen stärksten Werken erweist sich bis heute, wie mutig, risikobereit und widerständig Dmitri Schostakowitsch letztlich geblieben ist — und wieviel seine Musik über uns und unsere Gegenwart aussagt.

Vor 50 Jahren — am 9. August 1975 — verstarb Dmitri Schostakowitsch nach langem Leiden in Moskau.

Walter Weidringer

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