Programmpräsentation Salzburger Festspiele 2021
In den Wochen, in denen wir das Programm der Salzburger Festspiele 2021 zur Veröffentlichung vorbereiteten, hatte die Pandemie die Welt mehr denn je im Griff. Mit umso größerer Dankbarkeit blicken wir deshalb auf den vergangenen Sommer zurück. Dass wir 100 Jahre nach der Gründung der Festspiele ein Zeichen für die Kraft der Kunst setzen und damit den Gründungsgedanken aufs Eindrücklichste wiederbeleben konnten, haben wir als unser größtes Geschenk zum Jubiläum empfunden.
Wer hätte sich noch vor wenigen Monaten vorstellen können, dass in Corona-Zeiten Aufführungen des Gründungsstücks der Salzburger Festspiele, des Jedermann, von Elektra, Così fan tutte oder Beethovens Neunter möglich sein würden? Dass eine Zusammenkunft von Menschen im Namen der Kunst wieder gelingen könnte? Wir haben von Salzburg aus ein starkes Signal in die Welt gesendet. Dass dieses Leuchtfeuer möglich war, verdanken wir unseren wunderbaren Künstlerinnen und Künstlern, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und unserem Publikum, dem wir für die Begeisterungsfähigkeit, aber auch für die in Pandemiezeiten so wichtige Disziplin danken.
Ein solch starkes Signal wollen wir auch im kommenden Sommer senden. Wir werden wichtige Produktionen in Oper, Theater und Konzert, die wir 2020 nicht zur Aufführung bringen konnten, im kommenden Jahr zeigen und so das Jubiläum bis in den Herbst 2021 verlängern.
Mit unserer Ouverture spirituelle im Zeichen von „Pax – Friede“ knüpfen wir an die Gründungsidee der Festspiele als Friedensprojekt im Geist der Kunst an.
Das zentrale Reflexionsfeld in Oper und Schauspiel bilden zwei vollkommen gegensätzliche Wahrnehmungsmöglichkeiten unserer Welt: der radikale Individualismus als Antithese zur humanistischen Idee einer solidarischen Gesellschaft, wie sie Luigi Nono in seinem Werk Intolleranza 1960 exemplarisch beschwört. Niemand konnte ahnen, welche Bedeutung dieser Konflikt gerade heute haben sollte und wie schmerzlich wir den Verlust des Miteinander empfinden würden.
„Der Kult, die Aufführung war immer schon etwas Gemeinschaft Stiftendes“, sagt die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann. Die Salzburger Festspiele „stützen einen Kult für die Kunst, erneuern das europäische Kulturgedächtnis, schärfen die Reflexion über grundlegende Fragen menschlicher Existenz und stellen dabei das sinnlich-ästhetische Erleben in den Mittelpunkt.“
Herzlich,
Helga Rabl-Stadler, Markus Hinterhäuser, Lukas Crepaz
Direktorium der Salzburger Festspiele