Macbeth
Giuseppe Verdi


Über keine seiner Frauenfiguren hat sich der glühende Shakespeare-Verehrer Giuseppe Verdi so detailreich geäußert wie über die stimmlich und darstellerisch gleichermaßen anspruchsvolle Partie der Lady Macbeth: In ihrem Machthunger treibt sie ihren zaudernden Gatten zum Königsmord. Einmal auf dem Thron, versucht sie, all jene, die ihn ihr streitig machen könnten, auszuschalten, bevor sie schließlich dem Wahnsinn verfällt. Nach ihrem fulminanten Rollendebüt bei den Salzburger Festspielen 2023 kehrt Asmik Grigorian nun als Lady Macbeth auf die Bühne des Großen Festspielhauses zurück. „Eine Lady, wie von Verdi erträumt“, schrieb der Stimmenexperte Jürgen Kesting in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über ihre Interpretation, die das Dämonische ebenso wie das Fragile dieser komplexen Figur zum Ausdruck bringt. Mit dem belarussischen Bariton Vladislav Sulimsky steht ihr ein ideal besetzter Macbeth zur Seite – ein ängstlicher, abergläubischer und manipulierbarer Herrscher, der an seinen Ambitionen zerbricht. Regisseur Krzysztof Warlikowski fokussiert in seiner Inszenierung auf die psychologische Dynamik eines Ehepaares, das die Verbitterung über seine Kinderlosigkeit in einem mörderischen Machtrausch zu verdrängen sucht: Die Krone muss das Kind ersetzen, um die emotionslose Beziehung zu retten. Nach dem Mord an König Duncan werden auch Banco und Macduff – beide Väter – zur Bedrohung und sollen sterben, damit Macbeth seine Macht aufrechterhalten kann.
In der Wiederaufnahme des von Presse und Publikum gefeierten Opernereignisses sind unter anderem auch Tareq Nazmi als Banco und Charles Castronovo beziehungsweise Joshua Guerrero als Macduff zu erleben. Philippe Jordan, dessen Dirigat schon 2023 begeistert aufgenommen wurde, steht erneut am Pult der Wiener Philharmoniker.
Zuerst erschienen in der Festspielbeilage der Salzburger Nachrichten