16 Jul 2024

Neues für den Nachwuchs

Zusehen auf der Bühne, mitmachen in Workshops, unterwegs mit Festspiel-Paten: aus dem bunten Programm von „jung & jede*r“.

Eine Kinderoper, ein Musiktheaterstück und eine Schauspielpremiere, partizipative Projekte, mobile Aufführungen im ganzen Bundesland, ein Förderprogramm für junge Sängerinnen und Sänger und, und, und. „jung & jede*r“, das Jugendprogramm der Festspiele, bringt wieder vielfältige Anreize für Nachwuchspublikum, das Festival zu besuchen. Zudem bietet man 6000 Eintrittskarten mit einer Ermäßigung von bis zu 90 Prozent für Zuschauerinnen und Zuschauer bis 27 Jahre.

Die erste Premiere heißt „Zeitzone JETZT“: In der Regie von Benjamin Truong und zur Begleitung von Pianoforte und Klarinette geht es darin um zwei Jugendliche, die zwischen Schule, Sport und Social Media nicht viel Zeit für Gefühle finden. Als ihnen der Postbeamte seltsame Briefe überreicht, stellt das ihren Alltag auf den Kopf – und er lässt sie mit Liedern von Mozart, Bach, Schubert, Loewe u. a. über Liebe, Freundschaft und Verlust nachdenken.

Auf dem Opernsektor bringt man die Adaption des Brüder-Grimm-Märchens „Die kluge Bauerntochter“. Carl Orff hat diese kreiert, Wilfried Hiller und Paul Leonard Schäffer haben eine reduzierte Fassung erstellt. Die Oper wird von Anna Handler als musikalischer Leiterin auf die Bühne des Schauspielhauses Salzburg gebracht, sie war schon bei mehreren Festspielproduktionen mit dabei, unter anderem voriges Jahr bei der „jung & jede*r“-Aufführung „Das Kind und die Zauberdinge“. Außerdem war sie zuletzt Dudamel Fellow des Los Angeles Philharmonic Orchestra und ist ab September für zwei Jahre stellvertretende Dirigentin beim Boston Symphony Orchestra.

Schauspiel für Kinder. Regie bei „Die Kluge“ führt Giulia Giammona, die ebenfalls voriges Jahr bei „Das Kind und die Zauberdinge“ als Inszenierende dabei war. Als Darstellerinnen und Darsteller besetzt hat man wieder Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Young Singers Project. Diese werden die Geschichte über einen Mann, der unverdient vom König eingesperrt wurde, und seine schlaue Tochter auf die Bühne bringen. Vorab gibt es zur Einstimmung Workshops für Kinder, in denen sie die Figuren, Texte und Musikstücke kennenlernen.

Die dritte Premiere bringt mit „Liebe Grüße . . . oder Wohin das Leben fällt“ ein Schauspiel für Kinder von Theo Fransz. Darin bekommt ein Bub die Möglichkeit, seine Mutter als gleichaltriges Kind kennenzulernen, das sie vor vielen Jahren war. Gemeinsam gehen sie so einem Familiengeheimnis auf den Grund. Die Salzburger Festspiele haben „Zeitzone JETZT“ und „Liebe Grüße . . .“ schon seit dem Frühling in Schulen und Kulturzentren im ganzen Bundesland gebracht, inklusive Workshops zur Musik-/Theatervermittlung.

Den Zugang zur Hochkultur zu erleichtern, ist auch das Ziel der Festspiel-Patenschaften. Dabei übernehmen erfahrene Festspielbesucher und -besucherinnen die Patenschaft für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 26 Jahren, um sie bei ihrem ersten Festspielbesuch zu begleiten. Im Idealfall profitieren beide von der Sichtweise des anderen. Generell bietet „jung & jede*r“ im Rahmen des Vermittlungsangebots Einführungen, Einblicke ins Werk und in die Inszenierungen sowie Gespräche mit Mitwirkenden.

Wer selbst künstlerisch aktiv werden möchte, hat bei Schauspiel- und Operncamps die Gelegenheit. Beim Schauspielcamp „Sternstunden der Menschheit“ versuchen sich die Teilnehmenden in Theaterimprovisation, szenischem Spiel und kreativem Schreiben. Und sie proben für eine Abschlussaufführung. Operncamps sind heuer „Capriccio“, „Der Idiot“ und „Les Contes d’Hoffmann“ gewidmet.

Und jene, die schon den Schritt in das Profi-Leben machen, finden beim Young Singers Project Unterstützung. Alljährlich seit 2008 kommen Nachwuchssängerinnen und -sänger aus aller Welt nach Salzburg, um im Rahmen eines Stipendiums während der Festspiele eine umfassende Weiterbildung zu erhalten. Die „Young Singers“ wirken auch stets bei Produktionen mit, diesmal unter anderem in
der „jung & jede*r“-Produktion „Die Kluge“. Dem Dirigentennachwuchs andererseits widmet man sich beim Herbert von Karajan Young Conductors Award. In diesem hat sich der koreanische Dirigent Hankyeol Yoon unter mehr als 320 Bewerberinnen und Bewerbern durchgesetzt, er gestaltet ein eigenes Konzert mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien.

Theresa Steininger
Zuerst erschienen am 11.05.2024 in Die Presse Kultur Spezial: Salzburger Festspiele

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jung und jede*r Patenschaften