Das Programm der Salzburger Festspiele 2025
„Ich werde in den Tod geboren“
„Ich werde in den Tod geboren“, lässt der Meister des Endspiels, Samuel Beckett, seinen Protagonisten Malone in einem Zeit und Raum auflösenden Monolog über das Ende und das Nichts sagen. An solchen Extrempunkten des menschlichen Daseins begegnen wir auch den Protagonist·innen des kommenden Festspielsommers: in Peter Eötvös’ Drei Schwestern den fast vergessenen Bewohnern einer russischen Provinzstadt; in Schönbergs Erwartung einer durch den Wald irrenden Frau und in Mahlers „Abschied“ einem klagend einsamen Wanderer. Einem Arzt im todbringenden Schneesturm von Vladimir Sorokin und der verzweifelten Seherin Kassandra bei Christa Wolf und Michael Jarrell.
Wir blicken nach Rom und Ägypten, in die historischen Machtzentren um Caesar, auf Macbeth in Schottland und Maria Stuart in England. Wir treffen auf Mächtige, die dem Unausweichlichen entgegensehen. Sie alle stehen kurz vor ihrem Ende, starren mitten hinein (Verdis und Sciarrinos Macbeth), fürchten es (Händels Giulio Cesare), inszenieren es triumphal (Donizettis Maria Stuarda) oder rufen es sehnsüchtig herbei (Drei Schwestern). Sie erwarten es in einsamer Verlassenheit (Jarrells Kassandra), erleben es im Fieber höchster Erregung (Erwartung) oder finden schließlich Trost und Überwindung im Kosmos (in Mahlers Lied von der Erde).
Wie unter einem Brennglas verdichten sich in den Werken dieses Festspielsommers unsere Fragen, unsere Zweifel, unsere Einsamkeiten, unsere Ängste und lichtesten Hoffnungen — ähnlich wie bei Hofmannsthals Jedermann, der im Angesicht des Todes Rückschau hält, dessen Erinnerungen in der Todesstunde gerinnen — und der dennoch Erlösung erfährt.
Während Karl Kraus, erschüttert von den Schrecknissen des Krieges, in seinem monumentalen Drama Die letzten Tage der Menschheit „vor dem Totenbett der Zeit“ zu stehen meint und Macbeth das Weltende herbeiruft, eröffnet sich für Mahlers Wanderer ein Hoffnungsraum: „Allüberall und ewig blauen licht die Fernen!“ Auch bei Mozart bricht sich immer das Licht Bahn — und selbst Sorokins Schneesturm „führt uns ins Herz der Helligkeit“. Denn jeder Vision vom Ende der Welt wohnt auch eine Vision von etwas Neuem inne.
In der Spannung zwischen gegenwärtigem Handeln und der Vorstellung von Zukunft ist unser Menschsein bestimmt. Darin entzündet sich auch die große philosophische Frage nach der Willensfreiheit des Menschen oder der schicksalhaften Determiniertheit unseres Handelns, der wir in der Ouverture spirituelle nachspüren.
So unterschiedlich das Ende beschrieben und komponiert, erwartet, gefürchtet oder beschworen wird — nur der Spielcharakter der Kunst erlaubt es, dass wir uns in anderen spiegeln, dass wir andere im Erleben ihres eigenen Endes begleiten. Daraus erwachsen dem Publikum, den Zuschauenden — also uns — Möglichkeiten des Handelns, eröffnen sich Räume der Fantasie, der Verwandlung, der Transformation.
Kristina Hammer · Markus Hinterhäuser · Lukas Crepaz
Direktorium der Salzburger Festspiele
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