26 Jan 2020

25 Jahre: Helga Rabl-Stadler über ihren 1. Arbeitstag als Festspielpräsidentin am 26. Jänner 1995

Voll der Energie, Neugier und Vorfreude auf den in meinen Augen schönsten Job der Welt betrat ich am 26. Jänner 1995, das Große Festspielhaus. Auf der gediegenen Holztür zu meinem Büro stand in Messinglettern „Präsident“ zu lesen.

Was liegt näher, dachte ich naiv, als einfach ein „i“ und ein „n“ hinzuzufügen, um sichtbar auszuschildern, dass erstmals eine Frau dieses wichtige Amt bekleiden durfte. Das sahen nicht alle so. „Ob sich das auszahlt, die wird ohnehin nicht lange bleiben“, ließ man im Haus verlauten. Dass ich jetzt mein 25 Jahr Jubiläum feiern kann, ist mir da doch eine kleine Genugtuung.

Apropos Jubiläum: Ich habe bei den Festspielen zum 75 Jahr Jubiläum 1995 begonnen und mit viel Herzklopfen meine erste große Rede gehalten. Und ich werde von den Festspielen nach dem 100 Jahr Jubiläum am 31. Dezember 2020 Abschied nehmen.

Jetzt gibt es durchaus auch bei uns Frauen in Führungspositionen. Bettina Hering ist unsere Schauspielchefin. Das wichtige Ressort Personal wird erstmals in der Festspielgeschichte von einer Frau geleitet, Solveig Eckert. Und was mich besonders freut, Künstlerinnen spielen auch in den Leading Teams bei den Festspielen eine immer größere Rolle. Dazu einige Beispiele: Die herrliche, unvergleichliche Cecilia Bartoli ist die mitreißende Intendantin unserer Pfingstfestspiele. Auf ihren Don Pasquale, in dem sie in der Rolle der Norina debütiert, freue ich mich dieses Jahr besonders. Mit Joana Mallwitz wird erstmals – reichlich spät, wie ich finde – eine Frau eine Oper bei den Salzburger Festspielen dirigieren. Mit Lydia Steier und ihr ist unsere Zauberflöte damit fest in weiblicher Hand. Und dass Regisseurin Karin Henkel den Superbösewicht Richard III mit der tollen Lina Beckmann besetzt, verspricht zusätzliche Spannung.

Dass die Festspiele in meiner Zeit weiblicher geworden sind, freut mich sehr. Und so hoffe ich, dass ich mit meinem Berufsleben anderen Frauen Mut mache sich Positionen zuzutrauen, die bisher als männliche Erbpacht galten.

Helga Rabl-Stadler