17 Aug 2021

25 Jahre Stimmgesundheit

Stimmgesundheit

„Josef Schlömicher-Thier wirkt als Ganzheitsmediziner im besten Sinne des Wortes und unterstützt Künstler und Mitarbeiter bei stimmlichen Problemen bis hin zu psychotherapeutischem Bedarf. Und das seit 25 Jahren“, leitet Lukas Crepaz, Kaufmännischer Direktor der Salzburger Festspiele seine Begrüßung zum Pressegespräch mit Festspieldoc Josef Schlömicher-Thier und dem Stimmpädagogen Reinhard Schmid ein.

„Das funktioniert deswegen schon so lange“, antwortet Josef Schlömicher-Thier, „aufgrund der wundervollen Zusammenarbeit mit der Direktion und dem gesamten Haus. Es hat noch nie eine szenische Produktion aufgrund einer Erkrankung eines Künstlers abgesagt werden müssen. Da werden Probenpläne umgestellt und alles erdenklich Mögliche getan, um dem stimmlich Angeschlagenen wieder zurück auf die Bühne zu helfen.“

Er erinnere sich an seinen ersten Patienten noch ganz genau, das war Plácido Domingo –
seine Feuertaufe als Festspiel-Arzt. Als Schlömicher-Thier ein Vertrag mit den Festspielen angeboten wurde, gründete er parallel dazu das Austrian Voice Institute, um ein internationales Netzwerk an Expertinnen und Experten aufzubauen, von denen in den vergangenen 25 Jahren zu den jährlich veranstalteten Fachtagungen 5.000 nach Salzburg zum Austausch gekommen sind.

Das Austrian Voice Institute ist Ansprechpartner für jeden, der Stimmprobleme hat. Reinhard Schmid zählt die Aspekte auf, die bei der Stimmgesundheit zusammenspielen: „Die Körperkonstitution kann mit Physiotherapie unterstützt werden, ebenso eine Rolle spielen klassische medizinische Behandlungsformen, Psychotherapie, Stimmtherapie oder
Unterstützung durch Korrepetition.“ Diese unterschiedlichen Zugänge können nur durch ein großes Netzwerk an Experten abgedeckt werden, um ein „erhelltes Feld“ zu schaffen. Die Stimmgesundheit zu stärken, trage zur Volksgesundheit bei.

Josef Schlömicher-Thier vergleicht die Sängerinnen und Sänger, die bei den Festspielen zu Gast sind, mit Hochleistungssportlern – bestens stimmphysiologisch und mental trainiert. Gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten an anderen Häusern wie etwa der Metropolitan Opera begleite er international agierende Künstler. Dafür tauschen sie Informationen und diagnostische Details aus. Für Sänger sei es die größte Belastung, wenn sie ihre Ruhezeiten nicht einhalten können und in mehreren Produktionen parallel engagiert seien. Das müsse auf jeden Fall vermieden werden, so der Festspieldoc.

Josef Schlömicher-Thier geht auf die aktuelle Corona-Situation in diesem Sommer ein: „Wir alle lernen im Gehen, das Virus ist da und wir wissen, wie wir es fernhalten können: mit der FFP2 Maske, die uns zumindest in diesem Jahr noch bleiben wird. Ich bin sehr froh, dass alle bei den Veranstaltungen der Salzburger Festspiele Masken tragen.“ Das Sicherheitskonzept bezeichnet er als „Covid-Firewall“, mit denen die „Künstler geschützt werden, damit sie arbeiten können, das Publikum, weil es bezahlt hat und die Angestellten, damit sie nicht in Quarantäne müssen“. Den Mitarbeitern der Salzburger Festspiele spricht er ein großes Lob für ihre Disziplin aus. Wirklich alle helfen zusammen, um einen ungehinderten Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.

Doch das Maskentragen verursache auch Begleiterscheinungen: „Das häufige Tragen der Maske trocknet den Mundinnenraum aus. Und wenn nicht genug getrunken wird, dann kann das zum Problem werden, vor allem für sprechende und singende Menschen.“

Reinhard Schmid geht auf die psychische Komponente des zurückliegenden Pandemiejahrs für Laiensänger ein: „Das Singen in Chören stärkt die mentale Gesundheit. Dieses Gemeinschaftserleben ist wichtig für den sozialen Zusammenhalt und schenkt Lebensenergie“.

Schlömicher-Thier ist es ein persönliches Anliegen, die derzeit schwierige Situation für junge Sänger zu erwähnen: „Nach vielen Monaten ohne Auftritten, also ohne Einnahmen, der erschwerten Suche nach Engagements, weil das gerade so viele tun, führt das bei manchen, bei entsprechend psychischer Disposition zu Depressionen.“

Eine weitere Gefahr seien die Auswirkungen von Long Covid, weil es u.a. Kurzatmigkeit hervorruft, was bei Sängerinnen und Sängern zu verkürzten Phrasierungen führe, so der ausgebildete Sänger und Mediziner, Schlömicher-Thier. Es habe sich schon herumgesprochen, dass die sogenannte „Sängeratmung“ in der Behandlung von Covid Patienten gute Erfolge erziele. Durch diese Technik werde mehr Sauerstoff zugeführt und das bringe Kraft. Um die effektive Atmung und das Zwerchfell zu trainieren, verwenden Schlömicher-Thier und sein Team ein Gerät, das der Arzt Ilter Denizioglu in der Türkei entwickelt hat.

Der Festspieldoc hält abschließend fest: „Mein Statement zur Impfdiskussion lautet: Impfung schützt vor schweren Erkrankungen!“

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