Zum Zeitstrahl
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1980er-Jahre

Die 1980er-Jahre waren geprägt von der Hinwendung zur zeitgenössischen Kunst und dem zeitgleichen Verharren in veralteten Programmstrukturen. In diesem Spannungsfeld wurde der Aufbruch in eine neue Zeit vorbereitet.

Das Zeitgenössische machte sich zuerst im Konzert bemerkbar. Zahlreiche Werke, etwa von Helmut Eder, Gerhard Wimberger, Cesar Bresgen, Gottfried von Einem, Gerhard Winkler, Alfred Schnittke oder Arvo Pärt, erlebten bereits ab 1980 ihre Uraufführung. Es folgten wichtige Beiträge in der Oper von Friedrich Cerha, Luciano Berio und Krzysztof Penderecki sowie ein Zyklus konzertanter Opernauf­führungen, der sich selten gespielter Werke der Moderne annahm. Im Schauspiel wurde die Serie der Bernhard-Uraufführungen fortgesetzt. 1982 trat ein weiterer österreichischer Dichter ins Rampenlicht: Erstmals kam mit Über die Dörfer ein Werk von Peter Handke auf die Festspielbühne.

Zögerlich versuchten sich die Festspiele auch zur Salzburger Bevölkerung hin zu öffnen, etwa durch einen Tag der offenen Tür. Im Sommer 1983 gab es mit der Übertragung eines Konzerts der Berliner Philharmoniker auf den Domplatz Karajan für alle. 1980 veranstaltete das Land Salzburg zum ersten Mal ein Fest zur Festspieleröffnung. Im Sommer 1982 wurde dieses zum Schauplatz einer Demonstration: Mitglieder und Sympathisanten der ARGE protestierten gegen die Förderung der Hochkultur. Auch die Eröffnungspremiere und andere Festspielveranstaltungen waren von Protesten begleitet.

Mitte der 1980er-Jahre verschärften sich die Debatten um die Ausrichtung der Salzburger Festspiele. Die Erkenntnis, dass sie neu zu denken seien, setzte sich langsam durch. Ende der 1980er-Jahre wurde deshalb der Musikmanager Hans Landesmann beauftragt, eine Strukturreform zu erarbeiten, die eine künstlerische und organisatorische Neuplanung vorsah. Ebenso sollte sich eine Findungskommission mit der Nachfolge Karajans befassen. Karajan hatte seine Aktivitäten in Salzburg alters­bedingt reduziert; 1988 erklärte er seinen Rücktritt aus dem Direktorium. Dennoch bedeutete Karajans Tod am 16. Juli 1989 einen Schock – und zugleich eine Zäsur.

Schon in den Jahren zuvor hieß es von lang dienenden Festspielkünstlern und -verantwortlichen Abschied nehmen: Karl Böhm starb 1981; 1983 Clemens Holzmeister, der Architekt des Festspielbezirks, sowie Josef Kaut (ihm folgte Albert Moser als Präsident nach); 1984 Ernst Haeusserman und Oscar Fritz Schuh. Jean-Pierre Ponnelle, der meistbeschäftigte Salzburger Regisseur der beiden vorigen Dekaden, verstarb 1988.

Eine Ära ging zu Ende, eine neue zeichnete sich ab. Im August 1989 stellte Hans Landesmann dem Kuratorium stellvertretend für die Findungskommission die Vorschläge für die neue Festspielführung vor. Zur selben Zeit, als sich mit der Öffnung des Eisernen Vorhangs Europa und die ganze Welt neu erfinden mussten, wurde in Salzburg ein neues Kapitel der Festspielgeschichte aufgeschlagen.