23 Jun 2022

Internationale Jury prämiert Siegerprojekt des Generalplaner-Wettbewerbs

Eine international besetzte Fachjury hat unter 15 Projekten einstimmig ein Siegerprojekt gekürt. Das renommierte Wiener Architekturbüro Jabornegg & Pálffy hat gemeinsam mit dem Generalkonsulenten Vasko+Partner Ingenieure den zweistufigen europaweiten Wettbewerb für sich entschieden.

Mit dem Abschluss des Generalplaner-Wettbewerbs wurde ein wesentlicher Meilenstein zur Vorbereitung der Sanierung und Erweiterung der Salzburger Festspielhäuser erreicht. Gemeinsam mit den aktuell ausgeschriebenen Leistungen der Hohlraumplanung und der bühnentechnischen Fachplanung wird das Planer-Team bis Ende des Sommers komplett sein. Das Bauvorhaben nutzt alle am Standort vorhandenen Potentiale aus und stellt damit die letzte Erweiterungsstufe des Festspielbezirkes dar. Auch vor diesem Hintergrund kann von einem echten Jahrhundertprojekt gesprochen werden.

Lukas Crepaz, Kaufmännischer Direktor zur Entscheidung: „Die Aufgabenstellung an das Generalplanerbüro war dreigeteilt: Die Bestandsgebäude müssen umfassend und umsichtig saniert werden. Die am Ende ihrer Lebenszyklen stehende Haus- und Bühnentechnik muss grundsätzlich erneuert werden. Durch eine deutliche Flächenerweiterung sollen die Arbeitsbedingungen der 240 ganzjährigen und bis zu 4.500 saisonalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktiver, effizienter und zukunftsfähig gestaltet werden. Dies alles unter Beachtung ambitionierter Nachhaltigkeitsziele. Es freut uns sehr, dass von der internationalen Jury ein Projekt prämiert wurde, das diese Aufgabe idealtypisch löst, sowie darüber, dass das Votum einstimmig ausgefallen ist.“

Architekt und Jury-Vorsitzender Prof. Volker Staab äußert sich wie folgt: „Das Überraschende der siegreichen Arbeit besteht in der Einfachheit und Klarheit, mit der sie die hochkomplexe Aufgabe löst. Sie teilt die Nutzungen auf einen Neubau und einen in den Mönchsberg integrierten Bereich auf, und löst diese Trennung nicht nur organisatorisch und im Hinblick auf die Qualität der Arbeitsplätze hervorragend, sondern fügt sich damit auch überzeugend in das historische Ensemble des Festspielbezirks ein.“

Die Sanierung und Erweiterung der Salzburger Festspielhäuser ist unumgänglich, um die Zukunftsfähigkeit der drei Häuser zu sichern – für die Salzburger Festspiele und für die vielen Kulturinstitutionen, die das Salzburger Kulturleben ganzjährig in diesen Häuern/Spielstätten bereichern.

Der Vorsitzende des Festspiel-Kuratoriums, LH Dr. Wilfried Haslauer ist überzeugt: „Das gemeinsame Bekenntnis für diese Investition ist gerade in solch herausfordernden Zeiten wie jetzt unglaublich wichtig und hat enorme positive Auswirkungen auf den gesamten Wirtschaftsstandort Salzburg. Zudem bleiben wir damit ein kulturelles Zentrum Österreichs mit Weltgeltung und bauen diese Position weiter aus“.

Prof. András Pálffy, Architekt des Siegerprojekts bringt seine Freude über die bevorstehende Aufgabe zum Ausdruck: „Die Struktur der Salzburger Festspiele gegenüber den Anforderungen eines Spielbetriebes der Gegenwart zu ertüchtigen, ist eine wunderbare wie auch komplexe architektonische Herausforderung. Diese Aufgabe wird im Wesentlichen von der Absicht bestimmt, die bestehende Architektur fortzuschreiben und sie damit in ein bauliches Ensemble einzufügen, und gleichzeitig die internen, organisatorischen Abläufe nicht nur zu optimieren, sondern auch sinnvoll räumlich zu erweitern. Diese Anforderung wird zum einen durch eine Sanierung und einen Umbau des Bestandes eingelöst, zum anderen durch einen neuen Werkstättentrakt und eine räumliche Erweiterung in den Mönchsberg, die Orchesterprobenräume wie auch Logistikbereiche aufnimmt. Der besondere Reiz dieser Aufgabe liegt in der Tatsache, den Bestand zu sanieren und diesen gleichzeitig durch einen Neubau zu ergänzen. Die Nachbarschaft von Geschichte und Gegenwart wird mit ihrer neuen räumlichen Verknüpfung die Zukunft dieser Bauaufgabe wesentlich mitgestalten.“

Das Siegerprojekt zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus (Auszug aus der Juryentscheidung)

Das Konzept besticht durch ein klar strukturiertes Werkstattgebäude, das als eigenständiger kubischer Baukörper zwischen dem Areal Felsenreitschule und Großem Haus situiert ist. Der Körper ist in eine einheitliche teils transparente, teils opake Fassadenkonstruktion gehüllt, die dessen Bedeutung und Eigenständigkeit betont. Städtebaulich wird damit ein die heterogene Baustruktur beruhigender Kontrapunkt gesetzt. Das oberste Geschoss fügt sich dezent in die benachbarte Dachlandschaft ein. Der Bühnenturm des Haus für Mozarts und des Festspielhauses bleiben im Stadtraum die dominierenden Akzente. Die transparenten Fassaden bieten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern attraktive Arbeitsplätze mit guten Tageslichtverhältnissen im Inneren. Aus- und Durchblicke machen den Gebäudebestand erlebbar. Die Anforderungen an die Funktionsflächen sind sehr gut erfüllt. Die Primärstruktur aus Ortbeton und Betonfertigteilen schafft die Grundlage für eine flexible Nutzungsstruktur, die den optimalen Betrieb auf lange Zeit nachhaltig sichert. Große Deckenöffnungen schaffen zusammenhängende Raumzonen mit hohen Arbeits- und Aufenthaltsqualitäten. Insgesamt überzeugt die Arbeit durch eine präzise städtebauliche Setzung, eine starke architektonische Aussage hinsichtlich der beabsichtigten Funktionen sowie eine ausgezeichnete Organisation der Grundrisse, sowohl horizontal wie auch vertikal. Die Fugen zu den Altbeständen sind hochwertig gelöst, dadurch wird eine überzeugende und angemessene Lösung der Bauaufgabe im Kontext mit den Bestandsbauten gefunden.

Nachhaltigkeit

In der Auslobung wurden vom Salzburger Festspielfonds konsequent Qualitäten der Nachhaltigkeit eingefordert. Das Siegerprojekt präsentiert sich im besten Sinne bescheiden und angemessen. Es erfüllt alle gestellten Aufgaben effektiv, ohne selbstgefälligen Gestus, mit einem minimierten Materialeinsatz. Es leistet, u.a. durch materialschonende Konstruktionen, einen wesentlichen Beitrag zu Ressourcenschonung und zum Klimaschutz in der Herstellung. Mit seiner industriellen und modularen Konstruktion wird es die verbleibenden Emissionen maximal verantwortungsvoll einsetzen: Mit der Eignung zu Dauerhaftigkeit, lebenszyklischer Wartungsmöglichkeit und mit einer hochgradigen Anpassungsfähigkeit. Im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit entstehen hochwertige, inspirierende und gesundheitsförderliche Arbeitsplätze. Das Siegerprojekt ist zudem hochgradig wirtschaftlich dank seiner trennbaren Konstruktionen sowie seiner robusten und gut wartungszugänglichen Gebäudetechnik.
Nicht nur der Neubau wird höchsten Ansprüchen an Ressourcenschonung, Klimaschutz und Klimaresilienz gerecht. Auch die Bestandsgebäude werden mit aller denkmalpflegerischer Sorgfalt thermisch ertüchtigt. Der Energiebedarf wird somit maximal gesenkt.

Die Jury

Fachpreisrichter: Arch. Prof. Volker Staab (Vorsitzender), Arch.in Jórunn Ragnarsdóttir (Stellvertretende Vorsitzende), Arch.in Dipl.-Ing. Elke Delugan-Meissl, Ing. Hans Haugeneder, Arch. Robert Rechenauer, Arch. Mag. Robert Wimmer

Sachpreisrichter: Präsidentin Dr. Kristina Hammer, Intendant Markus Hinterhäuser, Kaufmännischer Direktor Mag. Lukas Crepaz (Schriftführer), DI Dr. Daniel Burtscher, Ing. Dr. Andreas Schmidbaur

Kriterien der Entscheidungsfindung

Gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt, der Sachverständigenkommission zur Altstadterhaltung, dem für den Schutz des Weltkulturerbes zuständigen ICOMOS und der Stadt Salzburg hat der Festspielfonds in der Auslobungsbroschüre gestalterische Rahmenbedingungen für den Wettbewerb festgelegt, die von den WettbewerbsteilnehmerInnen zu beachten waren.
Dieser wurde in Kooperation mit der Kammer der ZiviltechnikerInnen und ArchitektInnen durchgeführt, welche zwei der insgesamt 6 FachpreisrichterInnen ernannt hat. Das Preisgericht war bei seiner Entscheidungsfindung den Grundsätzen der Objektivität verpflichtet. Großes Augenmerk wurde zudem auf Transparenz und Anonymität im Wettbewerb gelegt.

Als Beurteilungsmaßstäbe wurden in architektonischer Hinsicht angelegt:
• Entwurfsansatz und Idee
• Architektonische Qualität im äußeren und inneren Erscheinungsbild
• Innovative Potenziale des Projektansatzes

Als funktionale Kriterien waren u.a. zu bewerten:
• Funktionalität der Gesamtlösung und von Teillösungen
• Übereinstimmung mit den Entwicklungszielen
• Wirtschaftlichkeit

Im Hinblick auf das haustechnische Konzept kam es vor allem an auf
• Nachhaltigkeit unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten
• Flexibilität hinsichtlich Nutzungsänderung
• Im Bereich städtebauliche Kriterien wurden gefordert.
• Konfiguration der Baukörper und der Außenräume
• Funktionale und gestalterische Einbindung in die Umgebung
• Nutzung des vorhandenen Grundstücks

Zweiter und dritter Preis

Den zweiten und dritten Preis vergab die Jury per Mehrheitsentscheid an die Wettbewerbsarbeiten der Büros Franz und Sue ZT GmbH sowie Dietrich Untertrifaller Architekten.

Ausblick und nächste Schritte

Auf Empfehlung der Jury werden die Salzburger Festspiele noch im Juli in die Verhandlungen mit dem erstgereihten Generalplanerbüro eintreten. Die Verhandlungen sollen bis zum Herbst 2022 abgeschlossen sein.
Unmittelbar nach Vertragsabschluss startet die Planungsphase, die Einreichplanung soll bis zum Sommer 2023 abgeschlossen sein. Nach Abschluss aller behördlichen Genehmigungsverfahren soll im Frühjahr 2024 die europaweite Ausschreibung der Bauaufträge erfolgen. Mit den ersten Bauarbeiten soll im Herbst 2024 begonnen werden.