Zum Zeitstrahl
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1930er-Jahre

Nachdem die Salzburger Festspiele zum Treffpunkt der besten Regisseure und Dirigenten, Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Sängerinnen und Sänger ihrer Zeit geworden waren – Namen wie Bruno Walter, Clemens Krauss und Fritz Busch, Lothar Wallerstein und Rudolf Hartmann, Alexander Moissi, Werner Krauß und Helene Thimig, Lotte Lehmann, Richard Mayr, Helge Roswaenge und Richard Tauber sind untrennbar mit den Gründerjahren der Festspiele verbunden –, drohte mit dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise sowie Hitlers Machtergreifung in Deutschland 1933 neues Ungemach.

Die Einführung der 1000-Mark-Sperre brachte mit sich, dass viele deutsche Festspielgäste ausblieben, was jedoch durch steigende Besucherzahlen aus anderen europäischen Staaten sowie den USA bald kompensiert werden konnte. Die reichsdeutsche Regierung versuchte zudem, die Mitwirkung prominenter Künstlerinnen und Künstler in Salzburg zu verhindern.

In dieser angespannten Atmosphäre gelang es Max Reinhardt, mit seiner Faust-Inszenierung in der Felsenreitschule nochmals Festspielgeschichte zu schreiben. Ab 1934 sorgte zudem Arturo Toscanini für Furore und zog vermehrt internationales Publikum an. Im Sommer 1937 war Salzburg ein letztes Mal ein „künstlerischer Pilgerort Europas“ (Stefan Zweig).

Mit dem „Anschluss“ im März 1938 erreichten die Nationalsozialisten ihr lange vorbereitetes Ziel, Österreich mit dem „Dritten Reich“ zu vereinigen. Dieser führte auch zum Höhepunkt der politischen Säuberungen, Gleichschaltungen im Sinne der NS-Ideologie und Verfolgungen von Jüdinnen und Juden. Viele der Künstler, die die Festspiele in den Jahren zuvor geprägt hatten – wie Max Reinhardt, Bruno Walter oder Arturo Toscanini –, durften oder wollten hier nicht mehr auftreten. Die Werke des Festspielgründers Hugo von Hofmannsthal, allen voran Jedermann – nicht aber die Strauss-Opern mit Hofmannsthal’schen Libretti –, wurden ebenso vom Spielplan verbannt wie Reinhardts Faust, den man durch Egmont ersetzte. Das musikalische Programm wurde großteils beibehalten, unterschied sich aber durch Neubesetzungen. Das prominenteste Beispiel war Karl Böhm, der mit Don Giovanni 1938 seinen ­Einstand in Salzburg feierte.

Salzburg war jedoch nicht länger Bühne für ein internationales Publikum. Um die ausländischen Gäste, die größtenteils ausblieben, zu ersetzen, wurden Tausende Deutsche im Rahmen des „Kraft durch Freude“-Programms an die Salzach gebracht. Die noch 1937 durch Clemens Holzmeister verantwortete Festspielhauserweiterung wurde durch Reichsbühnenbildner Benno von Arent durch einen Umbau der neuen Ideologie entsprechend angepasst. 1939 besuchte Hitler die Festspiele.