Zum Zeitstrahl
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1950er-Jahre

Der wirtschaftliche Aufschwung der westeuropäischen Länder führte zur Gründung vieler Festivals: Aix-en-Provence, Glyndebourne und Edinburgh konkurrierten schon 1950 mit Salzburg; ein Jahr später, 1951, sorgte die Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele für Aufsehen. Mit einer Doppelstrategie versuchten die Salzburger Festspiele, ihren Ruf zu behaupten und auszubauen: Zum einen wurde das zeitgenössische Repertoire akzentuiert, zum anderen wurden die Klassiker in exemplarischen Aufführungen präsentiert.

Auch organisatorisch gingen die Festspiele neue Wege: Am 12. Juli 1950 beschloss der Nationalrat das Gesetz über die Bildung eines Salzburger Festspielfonds, der von Bund, Land und Stadt Salzburg sowie Salzburger Fremden­verkehrsförderungsfonds getragen wird. Die Festspiele erhielten damit eine dauerhafte Rechtsgrundlage.

Ein politischer Skandal erschütterte die Festspiele 1951: Gottfried von Einem hatte den Dramatiker Bertolt Brecht beauftragt, ein Stück für die Salzburger Festspiele zu schreiben, das den Jedermann ablösen sollte. Brecht, der aus dem amerikanischen Exil zurückgekehrt war, erkannte in Salzburg eine Perspektive für sein Wirken und beantragte die österreichische Staatsbürgerschaft, die er 1950 erhielt. In den Monaten danach intensivierte Brecht den Kontakt mit den Kulturverantwortlichen der DDR. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges fassten die Salzburger dies als Affront auf. Brecht verzichtete auf Salzburger Amt und Würden. Gottfried von Einem, der Brecht bis zuletzt unterstützte, wurde Ende Oktober 1951 aus dem Festspieldirektorium ausgeschlossen. Hohe Wellen schlug 1951 auch die Erstaufführung von Alban Bergs Wozzeck, die Karl Böhm leitete: Die Moderne war in Salzburg angekommen.

Ab Mitte der 1950er-Jahre wurde um die Nachfolge Furtwänglers gerungen: ein Zweikampf zwischen Böhm und Karajan. Im Herbst 1955 wurden Verhandlungen mit Karajan aufgenommen, der weit reichende Forderungen stellte und alleinige Entscheidungsgewalt beanspruchte. Im März 1956 wurde die Berufung Karajans zum Künstlerischen Leiter ab 1957 bekannt gegeben. Mit einem Paukenschlag begann 1957 Karajans Ägide: Er dirigierte und inszenierte Beethovens Fidelio sowie Verdis Falstaff. Für fünf Konzerte brachte er „sein“ Orchester, die Berliner Philharmoniker, an die Salzach und initiierte eine Reihe, die bis heute Bestand hat.

Eine zentrale Weichenstellung bedeutete auch die Entscheidung für den Bau eines weiteren Festspielhauses auf dem Areal der alten Hofstallungen, der 1956 nach Plänen von Clemens Holzmeister in Angriff genommen wurde.