Zum Zeitstrahl
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1920er-Jahre

Mit Hugo von Hofmannsthals Jedermann in der Regie von Max Reinhardt wurden am 22. August 1920 die ersten Salzburger Festspiele eröffnet. Dabei handelte es sich jedoch um eine Verlegenheitslösung, denn das ursprünglich vorgesehene Auftragswerk war nicht fertig geworden – und für eine Tribüne in der Felsenreitschule war aufgrund der schlechten Versorgungslage nach dem Krieg kein Bauholz aufzutreiben gewesen. Deshalb bat Max Reinhardt den Salzburger Erzbischof Ignatius Rieder, das „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ vor dem Dom aufführen zu dürfen.

Zuvor hatte es bereits zahlreiche Initiativen zur Etablierung von Festspielen in Salzburg gegeben. Ihnen lag der Wunsch zugrunde, nach den Verwerfungen des Ersten Weltkriegs außergewöhnliche künstlerische Ereignisse als Gegenmodell zur Krise der Zeit anzubieten, und zwar in engem Bezug zur kulturellen Tradition des Landes, zum Genius Loci Mozart und zur besonderen Szenerie der barocken Stadt. Die Proponenten rund um den Regisseur Max Reinhardt und mit ihm der Dichter Hugo von Hofmannsthal, der Komponist Richard Strauss, der Dirigent Franz Schalk sowie der Bühnenbildner Alfred Roller konnten sich schließlich durchsetzen.

1921 wurden erstmals auch Konzerte im Rahmen der Salzburger Festspiele gegeben, 1922 kam als weitere Sparte die Oper hinzu: Werke von Mozart – Inszenierungen der Wiener Staatsoper – wurden in den Spielplan übernommen. Im selben Jahr begann auch die dauerhafte Residenz der Wiener Philharmoniker als Festspielorchester und wurde der Grundstein zu einem Festspielhaus in Hellbrunn nach Plänen des Architekten Hans Poelzig gelegt, das jedoch aufgrund der Geldentwertung nicht realisiert werden konnte. Mit der Uraufführung von Hofmannsthals Das Salzburger große Welttheater in der Kollegienkirche in der Regie von Max Reinhardt wurde 1922 eine weitere provisorische Spielstätte in Betrieb genommen.

Die angespannte finanzielle Lage sowie zahlreiche andere Verpflichtungen der Festspielverantwortlichen gefährdeten die Abhaltung der Salzburger Festspiele 1923; 1924 mussten sie schließlich abgesagt werden. Doch schon ein Jahr später gelang der jungen Institution der Neustart. Die Adaption des ehemaligen fürsterzbischöf­lichen Reitschulkomplexes als Festspielhaus (1925–1927) ermöglichte professionelle Aufführungsbedingungen, führte jedoch beinahe zum Bankrott der 1917 gegründeten und mit der Durchführung der Festspiele betrauten Festspielhaus-Gemeinde. ­Einen weiteren Meilenstein bildete 1925 die erste Rundfunkübertragung – Mozarts Don Giovanni – von den Salzburger Festspielen. Die zusätzliche Nutzung der offenen Reitschule (Felsenreitschule) als Spielstätte und eine Ausweitung des Spielplans verliehen den Salzburger Festspielen bis zum Ende der 1920er-Jahre ein immer stärkeres Profil. Aufgrund der ungesicherten Finanzen und der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise blieb die finanzielle Lage der Festspielhaus-Gemeinde jedoch prekär.