Interview mit Bruno Mantovani

Können Sie uns etwas über den Auftrag erzählen, den Sie von der Opéra de Monte-Carlo erhalten haben? Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?
Wir haben gemeinsam mit Cecilia Bartoli über eine Kooperation zwischen der Opéra und dem Printemps des Arts gesprochen, dessen künstlerischer Leiter ich bin. Die Idee war, die Marienvesper von Monteverdi in einem Konzert aufzuführen. Dann stellte sich die Frage nach einem ergänzenden Stück, das vielleicht eine zeitgenössische Perspektive auf dieses Meisterwerk aus dem 17. Jahrhundert bieten könnte. In diesem Moment schlug Cecilia Bartoli vor, dass ich ein kurzes einleitendes Stück schreiben solle.
Die Erschaffung eines Werks stellt immer eine künstlerische Herausforderung dar. Was waren für Sie die spannendsten oder schwierigsten Aspekte dieses Projekts?
Ich liebe es, für einen a cappella-Chor zu schreiben. Ich habe in diesem Bereich bereits viel komponiert, insbesondere für den Kammerchor Accentus und Laurence Equilbey. Um den Raum der Kathedrale von Monte-Carlo auszufüllen, habe ich den Chor in zwei symmetrische Gruppen aufgeteilt, die einen antiphonalen Effekt erzeugen werden.
Gibt es eine bestimmte Emotion oder Botschaft, die Sie mit diesem Werk vermitteln möchten?
Die Opéra de Monte-Carlo wollte, dass ein venezianisches Thema in diesem Werk präsent ist. Ich habe sofort an Rainer Maria Rilke gedacht, der Venedig auf eine besonders einfühlsame Weise beschrieben hat.
Haben Sie für dieses Werk mit bestimmten Künstlern zusammengearbeitet, etwa mit einem Librettisten oder Dirigenten? Wie verlief diese Zusammenarbeit?
Ich freue mich sehr, dass dieses Werk von Gianluca Capuano dirigiert wird, der in dem Fürstentum großartige Arbeit leistet. Aber Komposition ist in erster Linie ein einsamer Akt. Diese Einsamkeit mit Rilke zu teilen, ist jedoch keine unangenehme Erfahrung!
In jedem Vokalwerk ist die Verbindung zwischen Musik und Text entscheidend. Wie sind Sie an diese Beziehung herangegangen, insbesondere bei einem a cappella-Stück?
Der Text ist manchmal völlig unverständlich, dann wieder sehr präsent. Seine Struktur ist entscheidend für den Aufbau des Werks. Darüber hinaus sind seine Klangfarben die ursprüngliche Musik in diesem Stück. Ich denke gern, dass Poesie bereits eine eigene Musikalität in sich trägt.
Was wünschen Sie sich, dass das Publikum aus diesem Werk mitnimmt?
Man kann nicht kontrollieren oder vorhersagen, wie das Publikum ein Werk wahrnehmen wird. Übrigens, wer ist das Publikum? Es gibt nicht den einen Zuhörertyp. Jeder kommt mit seiner eigenen Art der Wahrnehmung und seiner eigenen Kultur … Letztendlich ist das Schreiben ein egoistischer Akt: Ich schreibe in erster Linie für mich selbst. Aber ich muss zugeben, dass es mich sehr freut, wenn andere meine Intention annehmen und meine Musik mit Begeisterung hören!
© Opéra de Monte-Carlo