Zum Zeitstrahl
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1970er-Jahre

Herbert von Karajan bewirkte in den 1970er-Jahren eine weitere Internationalisierung der Festspiele. Salzburg wurde zum Hotspot von Weltstars wie Jon Vickers, Nicolai Ghiaurov, Mirella Freni, Plácido Domingo, José Carreras oder Anna Tomowa-Sintow. Die Präsenz des internationalen Jetset prägte auch das Image der Festspiele. Zugleich wurden die Salzburger Festspiele zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Region.

Dennoch mehrten sich bald kritische Stimmen. Die Forderung Oscar Fritz Schuhs aus den 1950er-Jahren, die Festspiele für neue Kunstformen zu öffnen, war ungehört verhallt. 1969 hatte der Artikel „Aufbruch aus Stagnation und Routine“ des Komponisten Gerhard Wimberger in den Salzburger Nachrichten für Diskussionen gesorgt. 1971 startete der Verein Szene der Jugend mit einem Avantgardefestival als Kontrapunkt zu den Festspielen. Ende der 1970er-Jahre etablierte sich schließlich eine „politische Gegenöffentlichkeit“; verschiedenste kulturelle Gruppierungen schlossen sich zu Beginn der 1980er-Jahre zur ARGE Rainberg (heute: ARGEkultur) zusammen, die sich auch als Protestbewegung verstand.

Mit dem Tod Bernhard Paumgartners verloren die Salzburger Festspiele 1971 einen Künstler, der die Institution mehr als 50 Jahre lang mitgestaltet hatte. Er hatte die Konzertsparte initiiert, insbesondere die Serenaden und die Mozart-Matineen, in denen er „seine“ Camerata und das Mozarteum-Orchester, die beiden Salzburger Orchester, ins Rampenlicht stellte. Er brachte den frühen und unbekannten Mozart auf den Spielplan und betätigte sich bis zuletzt als Wiederentdecker vergessener Werke.

Josef Kaut, 1950 auf Vorschlag von Gottfried von Einem ins Festspieldirektorium berufen, folgte Paumgartner als Festspielpräsident nach; Friedrich Gehmacher und Gerhard Wimberger wurden ins Direktorium berufen. Auf Karajans Wunsch hin wurde zudem Giorgio Strehler als künstlerischer Berater eingesetzt. Josef Kaut wiederum gelang es, den österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard für eine Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen zu gewinnen. Nach einem handfesten Skandal 1972 bei der Uraufführung von Der Ignorant und der Wahnsinnige sollten bis 1986 vier weitere Bernhard-Stücke in Salzburg uraufgeführt werden, die dem Festspielbetrieb und der österreichischen Gesellschaft mitunter unverhohlen einen Spiegel vorhielten. Mit der Berufung von Otto Sertl, Leiter der Musikabteilung des ORF, zum Generalsekretär der Festspiele ging ab 1978 auch ein Impuls für die zeitgenössische Musik einher. Später auch durch seinen Nachfolger im Amt des Generalsekretärs, Franz Willnauer.

Nach Friedrich Gehmachers Tod 1976 übernahm Heinrich Wiesmüller dessen Sitz im Direktorium. Er stellte Ende der 1980er-Jahre gemeinsam mit Hans Landesmann die Weichen für eine grundlegende Neuausrichtung der Salzburger Festspiele.