24. Juli bis 29. August
Nach den Turbulenzen um die Schauspielagenden – Ivan Nagel war als Nachfolger von Peter Stein nur eine Saison lang tätig – übernimmt Frank Baumbauer als künstlerischer Berater das Schauspiel und bringt auf der Perner-Insel die deutschsprachige Erstaufführung der Shakespeare-Adaption Schlachten von Tom Lanoye und Luk Perceval heraus.
24. Juli bis 30. August
1992 feierte Saint François d’Assise von Olivier Messiaen unter Esa-Pekka Salonen und in der Regie von Peter Sellars Premiere. Die Produktion war zwar kontrovers aufgenommen worden, ging aber als eine der bedeutendsten Interpretationen in die Rezeptionsgeschichte ein und steht bis heute für den programmatischen Neubeginn der Festspiele.
20. Juli bis 31. August
Trotz Peter Steins Erfolgen und seiner maßstabsetzenden Arbeiten nicht zuletzt von Alban Bergs Wozzeck in der Osterfestspielproduktion mit Claudio Abbado, befindet Gerard Mortier, es sei Zeit für ein innovativeres Theater. Der Schauspielchef nimmt mit Grillparzers Libussa 1997 seinen Abschied.
20. Juli bis 31. August
Mit Peter Stein fand eine starke Akzentuierung des Schauspiels statt, wobei dem Schauspielchef die Suche nach unkonventionellen Spielstätten ein ähnlich großes Anliegen war wie Max Reinhardt. Er bespielte die neue Bühne auf der Perner-Insel ebenso erfolgreich wie die Felsenreitschule.
21. Juli bis 31. August
Im Jahr des Beitritts Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft tritt Helga Rabl-Stadler ihr Amt als Festspielpräsidentin an und feiern die Salzburger Festspiele ihr 75-Jahr-Jubiläum: mit dem neuen Jedermann Gert Voss und einer Neuinszenierung von Mozarts Le nozze di Figaro durch Nikolaus Harnoncourt und Luc Bondy.
25. Juli bis 31. August
1994 gestalten die Festspiele ein Strawinsky-Fest: Sylvain Cambreling, meistbeschäftigter Dirigent unter Mortier, verantwortet mit Peter Mussbach und Jörg Immendorff eine Neuproduktion von The Rake’s Progress.
24. Juli bis 30. August
Gleich zwei Opern von Claudio Monteverdi stehen anlässlich dessen 350. Todestages auf dem Spielplan: Nikolaus Harnoncourt und Jürgen Flimm erarbeiten L’incoronazione di Poppea. René Jacobs und Herbert Wernicke bringen L’Orfeo heraus.
26. Juli bis 30. August
Gerard Mortiers Entscheidung, Leoš Janáčeks Aus einem Totenhaus zu Beginn seiner Intendanz herauszubringen, darf als programmatisch angesehen werden. Das erschütternde Werk in der Deutung von Klaus Michael Grüber und Claudio Abbado trifft den Nerv der Zeit.
26. Juli bis 31. August
Das Programm der letzten Interimsspielzeit steht mit der Aufführung seiner sieben großen Opern im Zeichen von Mozarts 200. Todestag, darunter vor allem Wiederaufnahmen und eine Neuproduktion der Zauberflöte, die Georg Solti und Johannes Schaaf erarbeiten.
26. Juli bis 31. August
Nachdem das Führungsteam ab 1991 – Gerard Mortier, Hans Landesmann sowie Heinrich Wiesmüller – präsentiert worden war, erläutert der Intendant im Frühjahr 1990 seine Pläne im Detail: neben dem Programm für die erste Saison 1992 auch die Zusammenarbeit etwa mit der Stiftung Mozarteum, die Ausweitung des Spielplans auf neue Spielstätten oder die Einbeziehung von Sponsoren.
1990er-Jahre
Mit seiner Bestellung zum Künstlerischen Leiter trat der belgische Opernintendant Gerard Mortier am 1. September 1991 das Erbe Herbert von Karajans an. „Das neue Salzburg“, das Mortier proklamierte, verfolgte eine Politik der Öffnung: hin zu einem breiteren und moderneren Repertoire, zu zeitgemäßen, mitunter auch provokanten Sichtweisen, zu anderen und jüngeren Publikumsschichten. Die Zahl der Neuproduktionen erhöhte sich, und eine Reihe neuer Regisseure trat an: Herbert Wernicke, Karl-Ernst Herrmann, Peter Mussbach, Hans Neuenfels, Luc Bondy, Peter Sellars, Robert Wilson und Christoph Marthaler prägten die Ästhetik der Ära Mortier.
Der konfliktfreudige Intendant legte sich aber auch mit mancher Institution an: mit den Wiener Philharmonikern, dem Starzirkus, dem Geldadel, der omnipräsenten Plattenindustrie – und wurde zur Zielscheibe konservativer Kritik. Mortier, der sich politischen Diskussionen beredt anschloss, öffnete die Festspiele „zum Ort der Aufbrüche und der Konfrontation“.
Wenngleich nur zwei Opernuraufführungen unter seiner Intendanz herauskamen, bestimmte insgesamt die konsequente Pflege des Repertoires des 20. Jahrhunderts das Programm: Ein Janáček-Zyklus, Messiaens Saint François d’Assise, Ligetis Le Grand Macabre, aber auch Opern von Strawinsky, Schönberg, Berg, Weill und Busoni bildeten Meilensteine des erneuerten Spielplans. Das Schauspiel erhielt durch Peter Stein einen weitaus höheren Stellenwert. Mit seinem Römerdramen-Zyklus gewann er zudem die Felsenreitschule für das Schauspiel wieder; gleichzeitig eroberte er die Perner-Insel in Hallein als Spielort für die Festspiele. Die Konzertsparte unter Hans Landesmann präsentierte viel beachtete, dramaturgisch durchdachte Zyklen. 1998 wurden die vormaligen Karajan’schen Pfingstkonzerte unter Landesmanns Leitung in ein Barockfestival umgewandelt und in die Festspielstruktur eingebunden. Ab 1993 bereicherte zudem das avantgardistische Zeitfluß-Festival unter der Leitung von Markus Hinterhäuser und Tomas Zierhofer-Kin die Salzburger Festspiele.
Auch in der Finanzierung ging man ab 1990 neue Wege: Mit den Firmen ABB, Allianz und Nestlé wurden erstmals Sponsorenverträge abgeschlossen. Ab 1995 wurden der Ingolstädter Autokonzern Audi und Nestlé Hauptsponsoren. Als dritter Hauptsponsor stieß 1999 Siemens dazu. Aber auch Mäzene wie Alberto Vilar oder Betty Freeman sowie der Verein der Freunde und Förderer sicherten die künstlerische Qualität und Vielfältigkeit des Festivals.
1994 wurde Helga Rabl-Stadler neu ins Direktorium berufen; sie folgte im Januar 1995 Heinrich Wiesmüller als Festspielpräsidentin und prägt als solche die Festspiele bis heute. 1996 verlängerten Mortier und Landesmann ihre Verträge bis zum Herbst 2001. Zum Ende der Dekade – die von den Jugoslawienkriegen und der Neuordnung der Welt nach dem Ende des Kalten Kriegs gekennzeichnet war – wurde wieder eine Findungskommission eingesetzt, um deren Nachfolge zu regeln.