Die oberösterreichische Schauspielerin Marie-Luise Stockinger absolvierte ihre Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien. Seit 2015 gehört sie dem Ensemble des Wiener Burgtheaters an. Bereits zwei Mal war sie für den Nestroy-Preis nominiert. Diesen Sommer ist sie in der Rolle der Olga im Stück Ingolstadt auf der Perner-Insel Hallein zu erleben (Premiere: 27. Juli).

Für das Fest zur Festspieleröffnung hat Stockinger Texte von Aglaja Veteranyi zusammengestellt: Aufgewachsen in einer rumänischen Zirkusfamilie, der Vater Clown, die Mutter Akrobatin, floh die Familie 1967 in die Schweiz. Durch die häufigen Ortswechsel beherrschte Veteranyi zwar Rumänisch und Spanisch, war jedoch Analphabetin. In Zürich eignete sie sich eigenhändig Deutsch an und ließ sich zur Schauspielerin ausbilden. Ihre schwere und grelle Kindheit ist immer wieder Drehpunkt ihrer autobiografischen Texte (Das Regal der letzten Atemzüge, Warum das Kind in der Polenta kocht). Und ihre Sprache ist das radikale, authentische Durcheinander ihrer verschiedenen Welten. Sie richtet die Wörter arglos schlicht auf, um sie umso eindringlicher in die Tiefe zu ziehen: verschobene Perspektiven, durchlässige Körpergrenzen, lebende Dinge. Nach einer psychischen Krise nahm sich Aglaja Veteranyi 2002 im Zürichsee das Leben. Hans-Peter Kunisch konstatierte, dass „die deutschsprachige Literatur eines ihrer kraftvollsten und eigenwilligsten Talente verlor“.