8 Jun 2022

Neupositionierung des Festspielarchivs

Das Archiv der Salzburger Festspiele übersiedelt in das Villengebäude in der Neutorstraße 25 und wird für die Öffentlichkeit zugänglich.

Das 1962 gegründete Archiv der Salzburger Festspiele ist eines der umfangreichsten noch erhaltenen Theaterarchive Österreichs. Als Hybrid aus Archiv, Sammlung und Bibliothek beherbergt es heute neben zahlreichen Dokumenten zur Festspielgeschichte – wie Spielplänen, Programmen, Plakaten, Presseartikeln, Korrespondenzen und Protokollen – auch Bühnenbild- und Kostümentwürfe, Textbücher und Notenmaterial, Fotografien, Baupläne der Festspielhäuser, eine Fachbibliothek sowie (Teil-)Nachlässe bekannter Festspielpersönlichkeiten und den Bestand der vormaligen Max-Reinhardt-Forschungsstätte. Hinzu kommen Kostüme und Ausstattungen sowie Bühnenbildmodelle diverser Produktionen, die jedoch im Fundus der jeweiligen Abteilung verwahrt werden.

Ausgehend von der intensiven Beschäftigung mit der Institutionsgeschichte im Zusammenhang mit den Vorbereitungen der Landesaustellung Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele erfolgte die Ausarbeitung eines Konzepts für ein neues, lebendigeres Festspielarchiv. Zudem macht die anstehende Sanierung und Erweiterung der Festspielhäuser eine Übersiedlung der Bestände notwendig. Mit der ehemaligen Villa Weizner wurde ein optimales Quartier für das neue Festspielarchiv gefunden. Sie bietet im Erdgeschoß Raum für kleinere Ausstellungen, Veranstaltungen und Besuche der Öffentlichkeit. Im Obergeschoß ermöglicht sie ein konzentriertes Arbeiten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs Dramaturgie, Publikationen und Archiv.

Intendant Markus Hinterhäuser sagt hierzu: „100 Jahre Salzburger Festspiele sind auch 100 Jahre europäische Kulturgeschichte. Das wurde anlässlich des Jubiläums vor zwei Jahren wieder deutlich vor Augen geführt. So wie sich die Vitalität einer Partitur, eines Kunstwerks nur dann äußern kann, wenn man sie ständig aus der Perspektive der Gegenwart neu befragt, müssen wir auch die Geschichte der Salzburger Festspiele immer wieder neu befragen, neu erzählen – dafür stehen auch die Bemühungen um eine Neubelebung des Festspielarchivs, und insofern soll der Blick zurück für die über 100-jährige Institution Salzburger Festspiele selbst vitalisierend sein.“

Der Kaufmännische Direktor Lukas Crepaz erläutert weiters: „Die Villa in der Riedenburg eignet sich geradezu ideal für die Weiterentwicklung und Öffnung unseres Festspielarchivs. Gleichzeitig entsteht hierdurch eine neue attraktive Kulturachse – mit der Initiative Architektur am südlichen Ende des Quartiers und mit unserem offenen Archiv auf der nördlichen Seite. Es freut uns, dass wir hier gemeinsam mit der gswb als Eigentümerin der Villa diesen wichtigen Schritt setzen können.“

gswb-Direktor Dr. Peter Rassaerts äußerst sich zu dem Projekt wie folgt: „Das historische Gebäude ist ein wahres Juwel vor den Toren der Salzburger Altstadt. Zweifellos stellt die im 19. Jahrhundert errichtete Villa einen sehr schönen architektonischen Kontrast zu dem dahinterliegenden neuen modernen Quartier Riedenburg dar. Wir freuen uns, dass eine so bedeutende Kulturinstitution wie die Salzburger Festspiele die Villa für die Einrichtung ihres Archivs nutzen und dieses dann auch kulturinteressierten Menschen zugänglich gemacht wird.“

Die konzeptionelle Neuausrichtung des Archivs wurde von Margarethe Lasinger entwickelt, die zusätzlich zum Bereich Dramaturgie und Publikationen die Leitung des Archivs übernimmt. Margarethe Lasinger hat langjährige Erfahrung als Kuratorin von Ausstellungen und Formaten, die sich mit der Geschichte der Festspiele auseinandersetzen. Sie zeichnete als Co-Kuratorin der vielbeachteten Landesausstellung über die Salzburger Festspiele verantwortlich.

Die Fokussierung auf ein lebendiges, zugängliches Archiv zielt einerseits auf vermehrte
Vermittlungsarbeit (etwa auch im pädagogischen Bereich), andererseits auf die Einbeziehung künstlerischer und kuratorischer Projekte, die aus historischen Themen und aus dem Archivbestand heraus entwickelt werden – so sind etwa für 2023, anlässlich des 150. Geburtstags von Max Reinhardt, bereits konkrete Vorhaben in Vorbereitung.

Geplant sind zudem Kooperationen mit universitären und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, der Ausbau bestehender Netzwerke und ein offener Zugang zu fixen Archivstunden, um das neue Festspielarchiv zu einem Ort der Begegnung zu machen. Eine kleine permanente Archiv-Installation wird einen anschaulichen Überblick über die Festspielgeschichte geben.

Daneben werden grundlegende wissenschaftliche Editions-, Digitalisierungs- und Erschließungsprojekte angestoßen, um die zahlreichen im Archiv vorhandenen Schätze und Potenziale sichtbar und besser nutzbar zu machen.

Daten/Fakten:
Mietverhältnis: Der Mietvertrag ist unbefristet abgeschlossen. Die Umbaukosten
werden von der gswb getragen, die Festspiele zahlen im Gegenzug eine ortsübliche Miete und garantieren eine Anmietung für mindestens 10 Jahre.

Sanierungs- und Umbaumaßnahmen: Vor Mietbeginn wird die gswb grundlegende
Sanierungsarbeiten durchführen und die Villa für die Nutzung als Archiv sowie für eine allgemeine Nachnutzung ausgestalten. So ist für die Unterbringung der schweren Archivregale die statische Ertüchtigung der Zwischendecke zum ersten Stock notwendig. Mit der Erneuerung sämtlicher Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallationen sowie des Brandschutzes wird das Gebäude auf den
neuesten Stand gebracht. Um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen, wird eine Aufzugsanlage eingebaut. Da für die Außenhülle des historischen Gebäudes ein Erhaltungsgebot besteht, bleibt diese unverändert. Nun werden die öffentlichen Ausschreibungen der Bauleistungen gestartet. Die Salzburger Festspiele statten die Villa mit Mobiliar, Archivregalen, IT und Beleuchtung aus.

Bezugstermin: Die Sanierungsarbeiten seitens der gswb sollten in etwa 12 Monaten beendet sein. Nach Abschluss aller Installationsarbeiten – voraussichtlich im September 2023 – soll der Einzug erfolgen. Die Eröffnung des neuen Festspielarchivs ist spätestens zum 31. Oktober 2023 – dem 80. Todestag von Max Reinhardt – geplant.

Größe der Räumlichkeiten: Die Nutzfläche beträgt ca. 500 m².

Geschichte der Villa: In seiner wechselvollen Geschichte seit der Erbauung im Jahr 1841 wurde das Gebäude verschiedentlich genutzt. Von den Anfängen als erstes Beispiel einer Vormärz-Villa in Salzburg, über die Nutzung als Kommandanten-Quartier im Kasernenareal, später als Jazzclub während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg und schließlich als Heimstatt für den Kindergarten wird die Villa nunmehr ihrer Verwendung als Festspielarchiv zugeführt.