Donata Wenders, The Prayer, Aix-en-Provence, 1995, Silver Gelatin Print ©Donata Wenders
Zur Produktion

„Verlange nie zu wissen, wem die Stunde schlägt; sie schlägt dir selbst.“ - John Donne

Robert Carsens gefeierte Inszenierung des Jedermann mit Philipp Hochmair in der Titelrolle kehrt für eine zweite Saison auf den Domplatz zurück.

Jedermann ist ein Stück, in das die Arbeit von zahlreichen Künstlern früherer Zeiten eingeflossen ist, die zum Teil namenlos blieben. Seit mehr als 100 Jahren wird es unter freiem Himmel vor der imposanten Fassade des Salzburger Doms im frei gereimten Text von Hugo von Hofmannsthal aufgeführt, der sich dabei auf ein englisches morality play aus dem frühen 16. Jahrhundert stützte, das seinerseits auf einem noch älteren Stück aus den Niederlanden basiert.

Robert Carsens effektvolle Inszenierung verortet Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ unmissverständlich in der Welt von heute — in einer Welt, deren Materialismus in harschem Kontrast zur spirituellen Botschaft des Stücks steht. In Carsens Interpretation erkennt Jedermann die komplexe Funktionsweise des Finanzsystems, und es gelingt ihm auch, dessen dynamische Kräfte zu seinem persönlichen Vorteil zu nutzen. Es bereitet ihm offensichtlich sinnliches Vergnügen, sich das Beste von allem, was man mit Geld kaufen kann, zu gönnen. Er scheint wirklich jemand zu sein, der zu leben versteht. Doch gerade, als es am schönsten ist, wird Jedermann an seine Sterblichkeit erinnert — und plötzlich ist er gar nicht mehr so außergewöhnlich, wie es zunächst den Anschein hatte. Verlassen von allen, die er mit seinem Reichtum und seiner Großzügigkeit für sich eingenommen hat, sieht er sich mit einer Aufgabe konfrontiert, die ihm niemand abnehmen kann. Widerwillig beginnt Jedermann, sich und sein Leben zu hinterfragen. Diesen Prozess empfindet er als verstörend, beängstigend und schonungslos. Für uns, die wir ihm dabei zusehen, folgt daraus ganz unmissverständlich: Was ihm widerfährt, kann — und wird — auch uns passieren.

David Tushingham

 

Wir Menschen sind unserem Wesen nach nicht imstande, den eigenen Tod wirklich zu begreifen. So bleibt er zumeist etwas, das anderen widerfährt. Wenn es aber für uns selbst ans Sterben geht — was eines Tages geschehen muss —, dann ist es immer zu früh. Warum ist das so, und woran halten wir so verzweifelt fest, wenn wir uns ans Leben klammern? Es sind unter anderem diese Fragen, die im Jedermann erkundet werden. Das Stück bezieht seine Kraft und Resonanz daraus, dass seine Thematik — wenn auch in kodifizierter Form erzählt — jeden und jede einzelne im Publikum betrifft, jedes Jahr, bei jeder Vorstellung.

Eine der bedeutendsten Entwicklungen, die Hofmannsthal in die Erzählung einbringt, ist Jedermanns Nachdenken darüber, dass vielleicht anderes als Reichtum und sinnliches Vergnügen wichtig sein könnten, und zwar bevor ihm der Tod erscheint. Direkt nach dem Gespräch mit seiner Mutter — und vielleicht durch dieses ausgelöst — öffnet sich etwas in seiner Psyche und bewegt ihn dazu, seine Lebensführung infrage zu stellen. Damit beginnt seine Suche nach dem Wert und dem Sinn des Lebens, in deren Verlauf Jedermann sich immer weiter Fragen nach der Bedeutung des Todes, der Guten Werke, des Glaubens und letztlich Gottes stellt.

Unterstützt und ermutigt von Max Reinhardt, setzte sich Hofmannsthal in seinem Jedermann mit der fundamentalen Frage des Todes auseinander und damit, ob und wie wir uns dafür rüsten können. Dabei kann für Gläubige jedweder Glaubensgemeinschaft die religiöse Vorbereitung im Mittelpunkt stehen, für Hofmannsthal aber spielte meiner Meinung nach auch der Bezug zwischen Kunst und Tod eine große Rolle. Kunst ist das einzige, das bleibt, wie uns die Abfolge der Menschheitskulturen vor Augen führt. Kunst kann uns dabei helfen, mit der Vergänglichkeit unseres Lebens und der Endgültigkeit des Todes umzugehen, sie vielleicht sogar zu bewältigen. Max Reinhardts Idee, den Jedermann im Herzen der Stadt, auf dem Domplatz, aufzuführen, ist erfüllt von Resonanz, aber auch von Freude. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich das Stück zwar mit Inhalten beschäftigt, die uns heilig sind, dass es selbst aber kein Heiligtum ist — und weder Hofmannsthal noch Reinhardt hätten wohl gewünscht, dass man es als solches behandelt. Es feiert das Leben, indem es den Tod annimmt, als wäre es Tauffest und Trauerfeier in einem. Jedermann ist eine Zusammenfassung, eine Metapher und eine Allegorie des Lebens.

Robert Carsen

mehr dazu weniger anzeigen

Videos

8. Januar 2025
Jedermann · Programmpräsentation Markus Hinterhäuser
11. Dezember 2024
Jedermann | Salzburger Festspiele 2025 – Szenenausschnitt
Jedermann · Programmpräsentation Markus Hinterhäuser
Jedermann | Salzburger Festspiele 2025 – Szenenausschnitt

Produktionsfotos

Galerie öffnen
Galerie öffnen
Galerie öffnen
Galerie öffnen
Galerie öffnen
Galerie öffnen
Galerie öffnen

Wie Sie Ihre Tickets erhalten

Wie bekomme ich Karten für die Salzburger Festspiele?
Pfingsten:
  • Der Kartenverkauf für Pfingsten startet mit dem Abonnementverkauf, welcher bereits gestartet hat.
  • Einzelkarten sind am dem 20. Januar 2025 erhältlich.

Sommer:
  • Sobald das Programm erscheint (Anfang Dezember), können Karten bestellt werden.
  • Bestellungen werden bis zum Stichtag (21.01.2025) gesammelt und anschließend bearbeitet.
  • Bestellungen müssen in schriftlicher Form erfolgen. Sie können über die Webseite oder mit Hilfe des Bestellscheins eine Bestellung tätigen.
  • Der Zeitpunkt der Bestellung hat auf die Bearbeitung keinen Einfluss; wichtig ist, dass vor dem Stichtag bestellt wird.
  • Bei Bestellungen können keine Plätze gewählt werden, nur Sektoren und die Kategorie.
  • Bestellungen sind keine Garantie für eine Kartenzuteilung.
  • Nach der Bestellphase startet der Direktverkauf (das genaue Datum wird noch bekannt gegeben).
Kann ich meine Bestellung bearbeiten bzw. stornieren?
  • Ja, Bestellungen können Sie bis zum  Stichtag (21. Januar 2025 ) bearbeiten oder stornieren. Danach sind diese verbindlich.
  • Änderungen können Sie online vornehmen.
  • Eine Anleitung finden Sie hier.