Man Ray, Object to be destroyed, 1923, © Man Ray 2015 Trust / ADAGP — Bildrecht, Wien — 2020, Foto: Telimage, Paris
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Himmelwärts — Zeit mit BACH

b-a-c-h ist Anfang und Ende aller Musik
Max Reger

Bis heute arbeitet sich die Musikwissenschaft an Bach ab. Gelegentlich versucht sie seiner Musik mit den strengen Regeln der Physik beizukommen. Ihr Geheimnis sei Zeitlosigkeit bei gleichzeitiger Zeitgebundenheit, eingepasst in die Logik akkordischer Fortschreitung und Gipfel- und Endpunkt polyphoner Kunst. Will heißen: Bach greift alles auf, was kompositorisch hinter ihm liegt, und bringt in seiner mehrstimmigen Musik Intellekt und Emotion auf unverwechselbare Weise zusammen. Musik von Bach ist nach wenigen Sekunden als solche erkennbar. Sie entwickelt eine Wucht, die unmittelbar trifft.

Allerdings kann man mit Vernunft alleine dem Phänomen Bach nicht beikommen. Carl Friedrich Zelter, Kompositionslehrer Mendelssohns und Zeitgenosse der Aufklärung, hielt Bach für eine Erscheinung Gottes. „Klar, doch unerklärlich.“ Und auch Friedrich Nietzsche, der Gott für tot erklärte, musste einräumen, dass mit Bach die seelenvolle Musik im Protestantismus ans Licht fand. Noch bis ins 20. Jahrhundert bezeichnen Bach-Apologeten den Komponisten als „gotischen Dombaumeister“ der Musik. Seine Musik strebt in die Höhe und rettet Reste des Überirdischen in unsere säkulare Gegenwart. Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben, an Bach jedoch alle, sagte der Komponist Mauricio Kagel einmal.

Corinne Holtz

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