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Nessun maggior dolore
che ricordarsi del tempo felice
nella miseria.
Gioachino Rossini, Otello,
Canzone del Gondoliere (nach Dante)
ZUR PRODUKTION

ROSSINI IN VENEDIG

Der Impresario des venezianischen Teatro San Moisè, Antonio Cera, bewies Gespür, als er dem 18-jährigen Rossini mit La cambiale di matrimonio im November 1810 sein Operndebüt ermöglichte und ihn ein Jahr später erneut mit einer einaktigen „farsa“ beauftragte: Nach der fulminanten Premiere von L’inganno felice im Januar 1812 prophezeite Cera der Mutter des Komponisten, ihr Sohn werde „in wenigen Jahren eine Zierde Italiens sein“. Venedig bildete den Schauplatz weiterer wichtiger Stationen von Rossinis Laufbahn: Kurz nachdem er sich 1813 mit Tancredi das Terrain der Opera seria erschlossen hatte — und für Stendhal damit den Gipfel seiner Kunst erreichte —, entfaltete sich mit L’italiana in Algeri sein komisches Genie erstmals in voller, überbordender Blüte. Mit seiner Semiramide, die wie Tancredi am Teatro La Fenice uraufgeführt wurde, nahm Rossini 1823 schließlich von den italienischen Bühnen Abschied. Musikalisch beschwor er Venedig in seinem Opernoeuvre indessen nur ein einziges Mal: im fernen, wehmütigen Gesang des Gondoliere, der uns im atmosphärisch so dichten Schlussakt von Otello (1816) wie ein Echo von Desdemonas Seelenzustand berührt.