Foto: © Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien, © Martha Jungwirth/Bildrecht, Wien 2023
Nie hat der Prophet den Stämmen Israels einen König verheißen. Nie hat er ihnen eine irdische Autorität in Aussicht gestellt. Und doch sehnt sich das Volk nach einem Herrscher aus Fleisch und Blut. Gott zürnt über diesen Sündenfall und trifft mit Absicht eine „falsche Wahl“. Er ernennt Saul zum ersten König der Israeliten. Einen „schiefen, seelenkranken Mann“. Der Anfang ist eine Gründung in Melancholie.
Saul, das jüngste Drama von Botho Strauß, ist ein archaisch-anarchischer Theatertext. Geschrieben im Tonfall der vox atrox – der harten, erschreckenden Stimme. In Szene gesetzt wird die Biografie des ersten Königs der Israeliten. Mit Saul endet die im Gideonspruch des Richterbuches begründete Theokratie. Die weltliche Herrschaft über Israel hebt an – und bleibt von da an gefährlich in der Schwebe. Daran kann auch die Hexe von Endor nichts ändern …
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