Man Ray, Lampshade, 1920, © Man Ray 2015 Trust / ADAGP — Bildrecht, Wien — 2020, Sammlung Hummel, Wien, Foto: Galerie Hummel, Wien
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Ouverture Spirituelle · Pax

Pax: Nach Verklärung, Passion und Tränen rückt die Ouverture spirituelle nunmehr den Frieden ins Zentrum – den äußeren Frieden, gebrochen von den Kriegen dieser Welt, ebenso wie den inneren Frieden, bedroht von uns selbst.

Den Wert des Friedens erleben wir am stärksten über dessen Konterpart, den Krieg, der eine blutige Spur durch die Jahrhunderte zieht. In seinem War Requiem verbindet Benjamin Britten angesichts der Opfer zweier Weltkriege Klage und Anklage. Der Freiheitskampf der Niederländer in Beethovens Egmont stellt bis heute brennende Fragen über einen gerechten Griff zu den Waffen, und Haydns Paukenmesse, entstanden im Angesicht der napoleonischen Bedrohung, lässt den heranrückenden Unfrieden erahnen. Den von Haydn vorgeprägten Zusatz „in tempore belli“ trägt auch die Partitur von George Crumbs Black Angels, geschrieben während des Vietnamkriegs. Monteverdis Liebeshändel wiederum enden – vor dem Hintergrund des Ersten Kreuzzugs – blutig; und unzählige Messen, darunter einige der bedeutendsten der Renaissance, sind über die Melodie „L’homme armé“ („Mann in Waffen“) komponiert.

Dem Holocaust stellt sich Steve Reich in Different Trains – und Ronald Stevensons Passacaglia on DSCH gemahnt an eben jene Opfer. Als Reaktion auf Mussolinis „Rassengesetze“ schrieb Luigi Dallapiccola seine Canti di prigionia. Olivier Messiaens Quatuor pour la fin du temps, von ihm und anderen Kriegsgefangenen der Wehrmacht in einem Lager bei Görlitz uraufgeführt, kündet vom ewigen Frieden; friedvolle ewige Ruhe beschwört auch Gabriel Fauré in seinem Requiem, aus dem er den „Tag des Zorns“ verbannt. Von der leuchtenden Nähe des Paradieses zeugt Igor Strawinskys Symphonie de Psaumes, und in Karlheinz Stockhausens Inori verschmelzen Gebet und Tanz.
„Quod est pax?“, fragt Klaus Huber in seinem gleichnamigen Werk; wo liegt der von Arnold Schönberg oder der von Giacinto Scelsi in Konx-Om-Pax gar dreisprachig beschworene Friede? In Luigi Nonos „nostalgisch-utopischer Ferne“? Auch mit dem Frieden als Ziel gilt: Es gibt keine Wege, nur das Gehen.

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Mit großzügiger Förderung von Prof. Dr. h.c. mult. Reinhold Würth und der Würth-Gruppe