Andy Warhol, A Gold Book, 1957, lithograph with hand colouring on paper (36.8 x 29.8 cm) Private Collection; © Photo: Licensed by DACS, London / Christie’s Images / Bridgeman Images © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Bildrecht Wien, 2025
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„Welch ein Glück in diesem deinem Leben, und was für ein Glück erst wird dich erwarten im nächsten!“

Wie erzählt man von der Welt, ohne sie zu erklären? Ohne sie besitzen zu wollen? Wie spricht man über das Ich, ohne es festzulegen? Wie klingt Erinnerung? Und was soll dieses Leben überhaupt?

Peter Handke hat die Welt stets neu vermessen – mit Sprache und im Widerstand gegen ihre Abnutzung. Auch in seinem neuen Text bleibt er diesem poetischen Forschen treu – vielleicht radikaler, vielleicht zarter denn je, jedoch nicht ohne jenen feinen Humor, jene Selbstironie, mit der er auch seinen eigenen Ernst nonchalant unterläuft. Alles „Schnee von gestern“? Und wenn?

Ein Mensch unterwegs, kein fest umrissener Charakter, sondern ein Kreuz-und-Quer-Gehender, einer, der sich mal tastend, mal springend durch innere wie äußere Landschaften bewegt. Eine Selbstbefragung vielleicht, eine Abschiedsmelodie möglicherweise, ein stilles Lachen, das Hintersinn suggeriert. „Oder auch nicht.“ Im Gehen trägt er zusammen, was ihm begegnet. Und aus diesen Splittern entsteht ein magisches Tableau des Weltbeobachtens, das sich dem großen Ganzen verweigert – und es gerade darin aus der Tiefe des Einzelnen, aus seiner rücksichtslosen Subjektivität heraus offenbart. „Oder auch nicht“ – eine sprachliche Wendung, mit der uns Handke immer wieder auf uns selbst und unsere eigene Wahrnehmung zurückwirft. Handke tanzt mit der Sprache, spielt mit sich und uns, fordert heraus, reiht Sprichwörter, Theatersätze, Nonsens-Sprüche, Assoziationen und Reflexionen aneinander, geht mit uns und sich ins Gericht, erlaubt sich Abschweifung, Albernheit, Staunen – und verliert sich mit voller Absicht: in einem Raum, der weder Anfang noch Ende kennt, sondern nur Bewegung. Bis der eine, der da unentwegt spricht, zurücktritt, aufbricht, verschwindet und ein anderer übernimmt: „Angeblich soll er vor einiger Zeit noch gesehen worden sein, als letzter Fahrgast hinten zusammengekauert im allerletzten Nachtbus.“

Peter Handke, 1942 in Kärnten geboren, wurde 2019 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Nicht erst seither wurde gestritten: um Fragen nach der Verantwortung von Literatur, nach dem Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit – Debatten, die in der mäandernden Suche von Handkes außerordentlichen, gleichsam poetischen wie provozierenden Texten immer schon angelegt waren. Sein umfangreiches Werk umfasst Romane, Theaterstücke, Erzählungen, Essays, Drehbücher, Übersetzungen und Gedichte. Das Theater revolutionierte er mit seinem ersten, inzwischen legendären Stück Publikumsbeschimpfung (1966) und weiteren Texten wie beispielsweise Die Stunde da wir nichts voneinander wußten (1992), ein Stück, das gänzlich ohne jedes gesprochene Wort auskommt. Für das dramatische Epos Immer noch Sturm, das 2011 im Rahmen der Salzburger Festspiele uraufgeführt wurde, fand der Autor in dem Schauspieler Jens Harzer nicht nur einen begeisterten Leser, sondern einen Künstler, der Handkes Sprache kongenial auf die Bühne zaubert.

Schnee von gestern, Schnee von morgen wird auf ausdrücklichen Wunsch Peter Handkes in Salzburg – jener Stadt, mit der er eng verbunden ist – uraufgeführt. Regie führt der für seine feinsinnigen Inszenierungen bekannte, vielfach ausgezeichnete Schauspiel- und Opernregisseur Jossi Wieler, der bereits seine achte Produktion für die Salzburger Festspiele realisiert. Gemeinsam mit Jens Harzer und Marina Galic, beide Mitglieder des Berliner Ensembles, widmet er sich nun Handkes jüngstem Text, der vom Verlag explizit als „ein Stück für die Bühne“, „ein Lied ohne Kehrvers“ angekündigt wurde – ein Text also, der nicht nur gelesen, sondern unbedingt gespielt werden will. Ein musikalischer Text, ein Text über die theatrale Kraft des Erzählens selbst, über das Fragen und Ertragen und den Jubel im Moment des Verschwindens. „Welch ein Glück in diesem deinem Leben, und was für ein Glück erst wird dich erwarten im nächsten!“

Sibylle Baschung

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4. Dezember 2025
Schnee von gestern, Schnee von morgen | Salzburger Festspiele 2026

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