Ernst Deutsch (Tod) bei einer Jedermann-Probe aus einer Coca-Cola-Flasche trinkend, 1947 © ASF / Foto: Anny Madner

In Zusammenarbeit mit dem Verein der Freunde der Salzburger Festspiele, dem Vienna Institute for Cultural and Contemporary History and Arts (VICCA) und der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen.

Aura - Mythos - Zuschreibung

Festspiel-Dialog

2025 programmieren die Salzburger Festspiele anlässlich der Gedenkjahre 1945 sowie 1955 und 1995 ein dreiteiliges Symposium, das sich mit der öffentlichen Wahrnehmung der Salzburger Festspiele an jenen markanten historischen Wendepunkten sowie deren Einfluss auf identitätsstiftende Wirkmechanismen befasst.

80 Jahre nach der Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus und der Wiedererstehung der Salzburger Festspiele in der Zweiten Republik befindet sich die Welt heute in einem krisenhaften Umbruch und steuert auf eine geopolitische Neuordnung zu. Nach der gänzlich unvorstellbaren, aber dann so positiven Nachkriegsentwicklung dominieren heute Zukunfts­ängste, „Erfahrungen und Erwartungen von Verlusten“ (Andreas Reckwitz) und fatalistischer Pessimismus.

Am Beispiel der zentralen Schlüsseljahre 1945, 1955 und 1995 erörtern namhafte Expert·
innen die politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Rahmen­bedingungen für das (Wieder-)Entstehen eines österreichischen und internationalen Kulturbetriebs und der allmählichen Entwicklung einer österreichischen Identität. Mit dem unerwarteten Fall des Eisernen Vorhanges 1989 und der mehrfachen Erweiterung der Europäischen Union, der Österreich 1995 beitrat, entstanden neue Herausforderungen, die die Mehrebenen-Identitäten in Europa und Österreich infrage stellen.

In drei hochkarätig besetzten Panels werden kritisches historisches Orientierungswissen, die internationale Außenwahrnehmung und innovative Fragestellungen von Kunst und Kultur als komplementäre Bestandteile eines neuartigen Wegweisesystems durch das gegenwärtige „hypernervöse Zeitalter“ (Oliver Rathkolb) diskutiert.

I. Montag, 11. August 2025, 10:00 – 13:00 Uhr, Große Universitätsaula
1945 – Befreiung. Die Salzburger Festspiele und ihr Beitrag zur Identitätsfindung Österreichs.
Mit Aleida Assmann, Mavie Hörbiger, Helga Rabl-Stadler, Oliver Rathkolb, Danielle Spera, Ilija Trojanow und Hannelore Veit

II. Montag, 18. August 2025, 10:00 – 13:00 Uhr, Große Universitätsaula
1955 – Staatsvertrag und Neutralität. Die Konsolidierung der Salzburger Festspiele aus internationaler und österreichischer Perspektive.
Mit Jeremy Eichler, Heinz Fischer, Maja Haderlap, Jan Mojto, Oliver Rathkolb und anderen

III. Montag, 25. August 2025, 10:00 – 13:00 Uhr, Große Universitätsaula
1995 – Aufbruch nach Europa. Der EU-Beitritt aus globaler und nationaler Perspektive unter Berücksichtigung der Folgen von 1989.
Mit Karl-Markus Gauß, Misha Glenny, Anna Goldenberg, Gerald Heidegger, Markus Hinterhäuser, Michael Kerbler und Ursula Plassnik

 

Nach einer Idee von Oliver Rathkolb
Konzeption: Oliver Rathkolb, Margarethe Lasinger, Markus Hinterhäuser, Helga Rabl-Stadler, Lydia Rathkolb

Eine Veranstaltung der Salzburger Festspiele und des Festspielarchivs in Zusammenarbeit mit dem Vienna Institute for Cultural and Contemporary History and Arts (VICCA) und der Robert-Jungk Bibliothek für Zukunftsfragen

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Aura - Mythos - Zuschreibung

Festspiel-Ausstellungen

Parallel zum Festspiel-Symposium präsentiert eine Ausstellung in Schloss Leopoldskron eine Zusammenschau an fotografischem und dokumentarischem Bildmaterial, das den Einfluss der Kultur auf gesellschaftliche Entwicklungen in bewegten Zeiten belegt.

Diese Ausstellung findet wiederum eine Weiterführung in einer Plakatserie am Marko-Feingold-Steg, die auf ikonische Fotos zu Befreiung und Neubeginn in Salzburg 1945 · 1955 fokussiert.

1945 – nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung von der NS-Herrschaft – leistete die Kultur einen entscheidenden Beitrag zur Neudefinition einer österreichischen Identität und zur Neuerfindung inmitten von Trümmern. Die Salzburger Festspiele boten diesbezüglich vielfältige Möglichkeiten zur Identifikation und vereinten Tradition und Vision. General Mark W. Clark – Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Österreich – betonte etwa in seiner Rede anlässlich der Eröffnung der ersten Nachkriegsfestspiele im August 1945, dass diese eine „Feier zur Wiedergeburt der kulturellen Freiheit Österreichs“ darstellen.

Salzburg war ein Ort des Aufbruchs in neue Zeiten und alte Heimaten, aber auch ein Ort der Ankunft – und nicht selten einer von prekären Kontinuitäten über die Zeitenwenden hinweg. Die Fotos dokumentieren auf der einen Seite den Blick der Befreier durch die Linse des United States Information Service; auf der anderen Seite zeigen sie die Innensicht etwa durch die Kameraperspektive von österreichischen Fotograf·innen. Amerikanischer Lebensstil mischt sich mit österreichischen Traditionen. Ikonische Festspiel-Bilder gerinnen zu Mythen. Politische Statements bekräftigen die Bedeutung von Kunst und kulturellem Austausch. Über den Epochenbruch manifestieren sich zudem persistente Bilder.

 

Eine Aktion des Archivs der Salzburger Festspiele
Konzeption: Margarethe Lasinger, Oliver Rathkolb, Gabriele Straschil

Die Salzburger Festspiele danken Salzburg Global, dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und dem Stadtarchiv Salzburg für die Unterstützung.

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Aura - Mythos - Zuschreibung

MARION KALTER · Pierre Boulez
Le compositeur, c’est l’œil qui imagine l’oreille

Im Karl-Böhm-Saal im Festspielhaus schließlich zeigen die Salzburger Festspiele ausgewählte Fotografien von Marion Kalter. Unter dem Titel Le compositeur, c’est l’œil qui imagine l’oreille [Der Komponist ist das Auge, das sich das Ohr vorstellt] dokumentieren diese Fotos – ausgehend von Pierre Boulez, dem in diesem Sommer anlässlich seines 100. Geburtstags eine Konzertreihe gewidmet ist – die Umbruchzeiten ab 1989: Sie erzählen von der zu Ende gehenden Ära Herbert von Karajans und der anhebenden Intendanz von Gerard Mortier.

Marion Kalter, 1951 in Salzburg als Tochter einer Österreicherin und eines Amerikaners geboren, kehrte als 16-Jährige in ihre Geburtsstadt zurück und besuchte erstmals die Salzburger Festspiele. „Meine Mutter lag im Sterben und schickte mich zu Karl Böhm, den sie als Schauspielerin in der Grazer Oper kennengelernt hatte. Durch ihn bekam ich meine erste Karte zu den Festspielen“, erzählt die heute in Paris und Salzburg lebende Fotografin. Ab den 1980er-Jahren fotografierte sie gelegentlich bei den Salzburger Festspielen, ab 1992 war sie akkreditierte Fotografin und hielt den Aufbruch in eine neue Zeit und deren Protagonist·innen in beeindruckenden und ganz neuartigen Salzburg-Bildern fest.

 

Konzeption: Marion Kalter, Margarethe Lasinger, Johannes Steidl

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