Andrea Jonasson
Schauspielerin
Andrea Jonasson wurde in Freiburg im Breisgau in eine Schauspielerfamilie geboren, studierte Schauspiel in München und wurde gleich danach (1961) von Gustav Gründgens an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg engagiert. Daraufhin folgten Engagements u. a. an das Schauspielhaus Zürich unter Leopold Lindtberg (u. a. in Werken von Brecht, Shakespeare, Dürrenmatt), danach kehrte sie an das Schauspielhaus und das Thalia Theater in Hamburg zurück. Im Sommer 1973 wurde sie von Giorgio Strehler als Königin Margaretha für Das Spiel der Mächtigen (Shakespeare) bei den Salzburger Festspielen engagiert — und seine Lebensgefährtin.
Mit diesem Stück kam sie mit Giorgio Strehler an das Wiener Burgtheater, wo sie kurz darauf gemeinsam Goldonis Trilogie der Sommerfrische realisierten. Andrea Jonasson folgte Strehler nach Mailand und pendelte von nun an zwischen Italien, Deutschland (wo sie u. a. an der Münchner Staatsoper in Arthur Honeggers Jeanne d’Arc au bûcher zu erleben war) und Wien, wo sie dem Ensemble des Burgtheaters angehörte und u. a. in Werken von Shakespeare, Schiller, Stoppard und Musil zu sehen war. 1980 heiratete sie Giorgio Strehler. Obwohl sie, als sie ihn kennenlernte, kein Wort italienisch sprach, debütierte sie wenige Jahre später in Italien in der Doppelrolle Shen Te / Shui Ta in Brechts L’anima buona di Sezuan (Der gute Mensch von Sezuan). Daraufhin folgten viele bedeutende Inszenierungen mit Giorgio Strehler, darunter Minna von Barnhelm, Come tu mi vuoi, Faust, Der Diener zweier Herren und Die Riesen vom Berge. Sie wurde Strehlers Lieblingsschauspielerin: „Du bist für mich DAS THEATER.“
Andrea Jonasson trat u. a. am Teatro stabile di Genova auf; nach dem Tod von Giorgio Strehler spielte sie bei Luca Ronconi die Rosaura in La vita è sogno und Donna Rosita in der Regie von Lluís Pasqual. 2007 spielte und inszenierte sie nach der Regie von Giorgio Strehler La storia della bambola abbandonata. Sowohl in Deutschland als auch in Italien wirkte sie immer wieder bei Film- und Fernsehproduktionen mit.
Dem Wiener Theater blieb sie verbunden: So gastierte sie als Phädra am Volkstheater. Seit 2007 spielt sie am Theater in der Josefstadt, u. a. in Gefährliche Liebschaften die Marquise de Merteuil, Helene Alving in Gespenster, Ella Rentheim in John Gabriel Borkman, Mrs. Erlynne in Lady Windermeres Fächer, die Mutter in Thomas Bernhards Am Ziel, Gabriele in Anatol, Sophie von Essenbeck in Die Verdammten und Claire Zachanassian in Der Besuch der alten Dame. Es folgten die Rollen des Grafen Chojnicki im Radetzkymarsch nach Joseph Roth und Raïssa Pawlowna in Ostrowskijs Der Wald. Auch in Italien ist Andrea Jonasson immer wieder auf der Bühne zu sehen, so zuletzt als Frau Alving in Ibsens Gespenster. Eine Tournee mit diesem Stück führte sie, beginnend in Venedig, über Rom, Florenz und Mailand durch die bedeutendsten italienischen Städte.
Andrea Jonasson erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter 2018 den Nestroy-Theaterpreis für ihre Darstellung in Die Verdammten in der Regie von Elmar Goerden, die Goldene Kamera, den Titel „Kammerschauspielerin“, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, die renommierten italienischen Preise Silberne Maske, Premio Eleonora Duse, Premio Pirandello, Premio Europa und Premio Renato Simoni. 2011 wurde ihr vom italienischen Staatspräsidenten der Orden Grande Ufficiale Ordine al Merito della Repubblica Italiana verliehen.