Ein Podiumsgespräch
unter der Leitung von Jürgen Kesting (Journalist, Musikkritiker und Fachbuchautor)
mit
Jochen Kowalski (Altus),
Corinna Herr (Musikwissenschaftlerin, Ruhr-Universität Bochum)
Bernhard Richter (Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie, Leiter des Freiburger Instituts für Musikermedizin)
u.a.
Das Spiel mit der geschlechtlichen Identität ist dem Theater seit Anbeginn inhärent. Eine Blüte erlebte es in der Oper des 18. Jahrhunderts mit der Kunst der Kastraten, die mit ihren „natürlichen“ Stimmen bezauberten. Mit der Erforschung der kulturellen Zuschreibungen von Weiblichkeit und Männlichkeit kommt der hohen Männerstimme heute besondere Bedeutung zu. Paradigmatisch für dieses Phänomen ist der Countertenor, der mit seiner männlichen Alt- bzw. Sopranstimme Geschlechtergrenzen überwindet. Die Faszination von zwitterhaften Stimmen beleuchten wir in einem Podiumsgespräch sowohl im musikhistorischen als auch medizinischen sowie sängerischen Kontext.
- Es gibt keinen Komponisten auf Erden, mag man ihn noch so genial sich denken, dessen Partitur mit vollkommener Genauigkeit diese und ähnlich unendlich feine Nuancen und Seelenregungen [des Gesangs von Crescentini] festschreiben kann … Kann ein Sänger sich nicht der Inspiration des Augenblicks überlassen, kann er nie und nimmer die Vollkommenheit des Singens erreichen.