Zum Zeitstrahl
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2000er-Jahre

Noch Ende 1999 bestellte das Kuratorium den Komponisten und Kulturmanager Peter Ruzicka zum Künstlerischen Leiter der Salzburger Festspiele ab 1. Oktober 2001. Auf seinen Vorschlag hin wurde Jürgen Flimm zum Schauspielchef ernannt; dieser gab jedoch im Frühjahr 2003 seinen Rückzug bekannt, woraufhin Martin Kušej 2005 und 2006 die Schauspielagenden übernahm. Jürgen Flimm wiederum folgte im Herbst 2006 Peter Ruzicka als Intendant nach.

Zwei Saisonen prägte jedoch noch Gerard Mortier die Festspiele. Als Anfang 2000 die Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP scheiterten und es zu einer Regierungsbeteiligung der FPÖ kam, bat Gerard Mortier um die vorzeitige Auflösung seines Vertrags, entschloss sich jedoch dann, „den Widerstand gegen die FPÖ mit allen künstlerischen Mitteln solidarisch zu unterstützen“, und zwar in einem Klima der internationalen Isolierung Österreichs. Mit Hans Neuenfels’ radikaler und skandalträchtiger Adaption der Fledermaus verabschiedete sich Gerard Mortier 2001 aus Salzburg. Ebenfalls 2001 wurden die Weichen für den Umbau des Kleinen Festspielhauses in ein Haus für Mozart gestellt, das 2006 eröffnet wurde.

Der Beginn der Intendanz von Peter Ruzicka war von folgenreichen Ereignissen überschattet. Am 11. September 2001 steuerten Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center. Der Anschlag der al-Qaida sollte die Welt nachhaltig verändern.

Während seiner Intendanz besann sich Peter Ruzicka auf eine Neubestimmung der „Salzburger Dramaturgie“. Er begriff die Salzburger Festspiele als ein „europäisches Gedächtnis“, „das den veränderten Betrachtungswinkel zu Beginn des 21. Jahrhunderts bedenkt“. Den „,dekonstruktiven‘ szenischen Sichtweisen“ der 1990er-Jahre wollte er mit „imaginativen Mitteln des Theaters“ erzählte „Geschichten vom Menschen“ entgegenstellen. Nach etlichen Jahren, in denen das Mozart-Repertoire nicht im Zentrum gestanden hatte, war die Zeit zudem reif für Mozart 22, die szenische Aufführung sämtlicher Opern des Genius Loci im Mozartjahr 2006. Es wurde ein Sommer der Rekorde. Unterstützung fanden die Salzburger Festspiele dabei durch Uniqa und Credit Suisse, die ab 2002 und 2006 Hauptsponsoren wurden.

Intendant Jürgen Flimm schließlich bemühte sich um eine intensivere Verschränkung der Sparten und Künste und ging in seinen Spielzeitmottos von metaphysischen Fragestellungen aus. Darin spiegelte sich die Hoffnung wider, in Zeiten des Werteverlusts – ab 2007 erschütterte zudem eine Finanzkrise die Weltwirtschaft – mit der Kunst Akzente zu setzen: mit neuen Formaten, durch Jugendprojekte oder die Einbeziehung junger Regiehandschriften, wie es durch die Etablierung des Young Directors Project mit Unterstützung von Montblanc schon ab 2002 gelungen war. Dem Intendanten zur Seite standen dabei Konzertchef Markus Hinterhäuser und Thomas Oberender, der neue Leiter des Schauspiels – sowie weiterhin Präsidentin Helga Rabl-Stadler und der Kaufmännische Direktor Gerbert Schwaighofer. Zum Auftakt seiner Intendanz 2007 konnte Flimm zudem Riccardo Muti als Spiritus Rector der Pfingstfestspiele gewinnen.